Autokraten auf dem Vormarsch

Rund 3,3 Milliarden Menschen weltweit leben laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung in autoritären Ländern oder „defekten“ Demokratien. Das sind so viele wie noch nie seit Beginn der Untersuchung.

Demnach beschnitten 40 Regierungen weltweit in den vergangenen zwei Jahren den Rechtsstaat, während 50 Staatsführungen politische Freiheiten einschränkten. Wesentliche Ursache sei die fehlende Dialogbereitschaft vieler Regierungen bei innerstaatlichen Konflikten.

Kritik an Ungarn und Türkei

Die Autoren kritisieren besonders die ungarische und die türkische Regierung dafür, politische Freiheitsrechte zu beschneiden, um die eigene Macht auszubauen. Dabei seien diese selbst durch Proteste von Bürgern und gesellschaftliche Polarisierung an die Macht gekommen. „Auf lange Sicht führt die Herrschaft durch Zwang statt Dialog immer in eine Sackgasse“, erklärte der Stiftungsvorsitzende Aart de Geus.

Der Bertelsmann-Index misst und analysiert vergleichend die Qualität von Regierungen mit eigenen Daten. Er wird seit 2006 alle zwei Jahre für 129 Schwellenländer und Staaten im Umbruch erstellt. Davon stufen die Autoren 58 als Autokratien und 71 als Demokratien ein. Seit der vorangegangenen Untersuchung 2016 verringerte sich die Zahl der Demokratien um drei.

Korruption verbreitet

Besonders kritisieren die Autoren Rückschritte in ehemaligen Vorzeigestaaten wie Brasilien und Polen. Nur Burkina Faso und Sri Lanka hätten Fortschritte in Richtung Demokratie gemacht.

Für die Bürger sei die Entwicklung schlecht, denn Korruption, soziale Ausgrenzung und wirtschaftliche Wettbewerbshindernisse seien in Autokratien stärker verbreitet als in Demokratien. So waren laut der Untersuchung zwölf Demokratien bei der Korruptionsbekämpfung erfolgreich, aber nur eine Autokratie.

Elf Demokratien und nur zwei Autokratien hätten Chancengleichheit hergestellt. 27 Demokratien, aber nur zwei Autokratien hätten gut funktionierende Marktordnungen.

science.ORF.at/AFP

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