Jagd verändert Mutterschaft von Bären

Die Jagd verändert das Verhalten von Bärinnen: Während sie sich in der Regel eineinhalb Jahre um ihren Nachwuchs kümmern, werden es bei Bejagung immer mehr, die noch ein „Karenzjahr“ anhängen. Das zeigt eine Studie an Braunbären in Schweden.

Bereits seit Mitte der 1980er-Jahre folgen Forscher in dem skandinavischen Land vor allem der Entwicklung der Braunbärpopulation. Im Rahmen des „Scandinavian Brown Bear Project“ werden beispielsweise mit Sendern Informationen über die Lebensweise der Tiere gesammelt.

Seit dem Ende der 1990er-Jahre ist auch Andreas Zedrosser, der am University College of Southeast Norway und am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien tätig ist, an dem Projekt beteiligt.

Schwedische Braunbärin mit Nachwuchs

Ilpo Kojola

Schwedische Braunbärin mit Nachwuchs

Bereits ein Drittel mit zweieinhalb „Karenzjahren“

Daten aus zwei Jahrzehnten zu den Überlebens- und Reproduktionsraten zeigen nun, wie sehr die Jagd das Verhalten der Tiere verändert. In Schweden werden jedes Jahr immerhin rund zehn Prozent der insgesamt etwa 3.000 Braunbären geschossen. Sind sie jedoch im Familienverband unterwegs, dürfen sie nicht gejagt werden.

Das Wissenschaftlerteam um die kanadische Forscherin Joanie Van de Walle zeigte nun, welche Auswirkungen dies hat: In der Regel behalten weibliche Bären ihre Jungen eineinhalb Jahre bei sich. Im Verlauf der vergangenen zwei Jahrzehnte nahm aber die Zahl jener Bärinnen zu, die ihren Nachwuchs zweieinhalb Jahre bei sich behielten: von sieben Prozent auf 36 Prozent.

Die einzelnen Bärinnen haben dabei ihre Strategie nicht verändert, betonen die Forscherinnen. Die Tiere kümmern sich entweder eineinhalb oder zweieinhalb Jahre um ihren Nachwuchs. „Das heißt im Grunde, dass mehr Bärinnen mit der kürzeren Pflegezeit geschossen werden“, erklärt Jon Swenson, einer der Studienautoren.

Evolutionärer Nachteil wird zum Vorteil

Das verlängerte Kinderhüten hat zur Folge, dass sie weniger Möglichkeiten zur Fortpflanzung haben – was ein evolutionärer Nachteil ist. Wegen der geltenden Jagdbestimmungen überwiegen aber die Vorteile der höheren Überlebensraten für Mutter und Nachwuchs diesen Nachteil. Hier werde klar, wie menschliches Verhalten bei Tieren ein eher unübliches Verhalten in relativ kurzer Zeit fördern kann.

„Unsere Studie zeigt, dass Jagdbestimmungen indirekt zu langsameren Lebenszyklen führen kann“, schreiben die Wissenschaftler. Das sei interessant, da bisher oft beobachtet wurde, wie Jagddruck zu Fortpflanzung in jüngerem Alter führte und Tiere zu einem insgesamt schnelleren Lebensrhythmus nötigte.

science.ORF.at/APA

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