Ätherische Öle stören Hormonhaushalt

Naturkosmetik liegt im Trend, doch nicht alle natürlichen Inhaltsstoffe sind so verträglich wie allgemein angenommen. Eine US-Studie kommt zu dem Schluss, dass einige ätherische Öle den Hormonhaushalt stören können - sie wirken wie das weibliche Sexualhormon.

Bei den beiden ätherischen Ölen, die von den „National Institutes of Health“ untersucht wurden, handelt es sich um Lavendelöl und Teebaumöl. Beide duften nicht nur, den Ölen wird auch eine beruhigende bzw. entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Deswegen sind sie Bestandteil vieler kosmetischer Produkte, wie Hautcremen, Seifen oder Raumdüften. Die Untersuchung an menschlichen Zellen zeigte allerdings, dass einige Bestandteile der Öle hormonell wirksam sein können. Sie wirken wie das weibliche Sexualhormon Östrogen und hemmen die Aktivität des männlichen Sexualhormons Testosteron.

Gesundheitliche Folgen möglich

Insgesamt acht hormonell wirksame Bestandteile der Öle konnten die Wissenschaftler identifizieren, darunter Eucalyptol, das auch antibakteriell wirkt, und Limonen, das unter anderem eine fettlösliche Wirkung hat. Dass Kosmetika sogenannte Endokrine Disruptoren enthalten können, sei schon länger bekannt, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien. Bisher habe man allerdings hauptsächlich synthetisch hergestellte Substanzen untersucht.

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Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 31.3., 12:00 Uhr.

Kommt man mit solchen Substanzen regelmäßig in Kontakt, etwa über die Haut oder die Atemwege, dann kann das gesundheitliche Folgen haben. „Hormonaktive Stoffe können das menschliche Hormonsystem bewiesenermaßen durcheinander bringen“, so Hutter. Das reiche vom verfrühten Einsetzen der Pubertät über Einschränkungen der Fruchtbarkeit bis zu einem erhöhten Krebsrisiko. „Es ist wichtig, dass wir Bestandteile von Kosmetika auf beiden Seiten des Spektrums untersuchen, also natürliche wie synthetisch hergestellte“, so der Umweltmediziner weiter.

Brustwachstum bei Buben beobachtet

Die US-Mediziner haben die Öle untersucht, weil Beobachtungen erste Hinweise auf eine hormonelle Wirksamkeit geliefert hatten. Bei drei Buben, die regelmäßig Teebaumöl-Produkte verwendet haben, ist es vor der Pubertät zu einem anormalen Brustwachstum gekommen, einer sogenannten Gynäkomastie. Wurden die Produkte nicht mehr verwendet, bildete sich die Brust zurück.

Diesen Zusammenhang müsse man auf jeden Fall noch genauer untersuchen, sagt Hutter. Wird die hormonelle Wirksamkeit des Teebaumöls und des Lavendelöls durch mehrere Studien bestätigt, müsste die Zulassung für Kosmetikprodukte anders reguliert werden. Die US-Forscher wollen jetzt auch andere ätherische Öle auf eine mögliche hormonelle Wirksamkeit untersuchen. Denn die Bestandteil, die sie identifiziert haben, findet man auch in mindestens 65 weiteren Ölen. Der Umweltmediziner Hutter empfiehlt, kosmetische Produkte insgesamt sparsamer zu verwenden - denn es gibt auch viele andere Inhaltsstoffe, die noch nicht ausreichend erforscht sind.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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