Überraschende Walverwandtschaften

Forscher haben das Erbgut des Blauwals und fünf weiterer Walarten entziffert - und sind dabei auf überraschende Befunde gestoßen: Paarungen zwischen verschiedenen Arten sind bei den Meeressäugern offenbar ganz normal.

Die Aufspaltung der Furchenwale, zu denen neben dem Blauwal etwa auch der Buckel- und der Finnwal gehört, begann laut der Studie vor 10,5 Millionen Jahren. „Arten bilden sich gewöhnlich durch reproduktive Isolation, die durch genetische oder geografische Barrieren entsteht“, sagt Studienautor Fritjof Lammers vom Senckenberg Forschungszentrum.

Artbildung mit Genfluss, also mit Paarung über die Grenzen hinweg, sei in der Natur selten. Für Furchenwale scheine dies allerdings nicht zu gelten: Sie waren offenbar auch Partnern fremder Arten zugeneigt. Geografische Grenzen gibt es für die Wale in den Weiten der Ozeane ohnehin nicht.

Neue Stellung für den Grauwal

Selbst heute noch werden Kreuzungen von Finn- und Blauwalen gesichtet, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler wollten mit ihren Untersuchungen unter anderem feststellen, wie unter diesen Umständen Biodiversität entsteht.

Grauwal taucht im Wasser auf

OMAR TORRES / AFP

Grauwal vor der Küste Mexikos

So habe sich etwa der Grauwal eine andere Nahrungsquelle erschlossen und ernähre sich als „bottom feeder“ von Krebstieren am Boden von Küstengewässern.

Dieser galt aufgrund seines Aussehens bislang nicht als Mitglied der Furchenwale. Doch genetisch lässt sich diese Trennung nicht nachvollziehen, sagt Janke: „Wir schlagen vor, auch die Grauwale in die Gattung Balaenoptera aufzunehmen. Damit wären alle Furchenwale vereint und um eine Art reicher.“ Diese Wale haben tiefe Hautfalten, die sich von der Unterlippe bis zum Bauch erstrecken können.

Eine positive Nachricht haben die Forscher auch: „Durch den Walfang ist die Genvariabilität nicht verloren gegangen. Sie sind auf gutem Weg, sich wieder erholen“, sagt Janke. Die Arten seien aufgrund ihrer überraschend hohen Genvariabilität fähig, Krankheitserregern, Parasiten oder Umweltveränderungen gut zu widerstehen.

science.ORF.at/dpa

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