99,7 Prozent stimmten für „Anschluss“

Am 12. März 1938 waren NS-Truppen in Österreich einmarschiert. Knapp ein Monat später, am 10. April, stimmten 99,7 Prozent der Österreicher bei der durch die NS-Propaganda vorbereiteten „Volksabstimmung“ für den „Anschluss“.

Rund 250.000 hatten Hitler am 15. März bei seiner Rede am Wiener Heldenplatz zugejubelt, als er den „Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“ verkündete. Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch begann der Terror gegen Juden und Andersdenkende. Der erste „Österreichertransport“ brachte bereits am 1. April hochrangige Beamte, Politiker und Funktionäre in das Konzentrationslager Dachau.

Plakat: "Ja" zur "Wiedervereinigung" Österreichs mit NS-Deutschland

DÖW

Plakat: „Ja“ zur „Wiedervereinigung“ Österreichs mit NS-Deutschland

Schätzungen gehen davon aus, dass bereits in den ersten sechs Wochen bis zu 76.000 Personen verhaftet wurden. Schon wenige Wochen nach dem „Anschluss“ begann man auch mit der Errichtung des Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich. Bis zum Kriegsende 1945 werden dort rund 100.000 Menschen ermordet.

Bestens organisierte Propagandaschlacht

Mit der „Volksabstimmung“ am 10. April 1938 sollte der bereits vollzogene „Anschluss“ innen- und außenpolitisch möglichst eindrucksvoll bestätigt werden, berichtet zum 80. Jahrestag das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) auf einer eigenen Gedenkseite. Von der „Volksabstimmung“ ausgeschlossen waren insgesamt 300.000 bis 400.000 Menschen: Juden und Jüdinnen, Roma und Sinti sowie bekannte politische Gegner des NS-Regimes.

Eine bestens organisierte Propagandaschlacht ebenso wie Einschüchterung und Terror sorgten für ein Ergebnis von 99,73 Prozent „Ja“-Stimmen für die „Wiedervereinigung“ Österreichs mit dem Deutschen Reich.

Sendungshinweis:

Kreuz&Quer zur „Anschluss“- Volksabstimmung am 12.4., 12 Uhr in ORF 2: „Hitlers Jünger und Gottes Hirten“

Wirtschafts- und sozialpolitische Versprechen waren die beherrschenden Themen der NS-Propaganda für die „Volksabstimmung“. Ebenfalls eine zentrale Rolle spielte die Stilisierung Hitlers zum messianischen Heilsbringer, dem es am 10. April zu danken gelte. Einfache Botschaften in Schlagwortform („Ein Volk - ein Reich - ein Führer“, „Schicksals- und Blutgemeinschaft“) versprachen eine „starke Führung“ und bedienten u. a. großdeutsche und antisemitische Ressentiments.

Stimmzettel für die "Volksabstimmung" am 10. April 1938

DÖW

Stimmzettel für die „Volksabstimmung“ am 10. April 1938

Die ausgeklügelte Propaganda sollte auch Bevölkerungsgruppen ansprechen, die dem Nationalsozialismus fernstanden, und zur Mobilisierung der Massen für die Zwecke des NS-Regimes beitragen.

science.ORF.at

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