Hohes Tempo gefährlicher als Handy am Steuer

Telefonieren während der Fahrt ist ein Verkehrsrisiko, Unfallursache Nummer eins bleibt aber überhöhte Geschwindigkeit - das belegt eine europaweite Untersuchung: Griechen und Italiener verwenden das Handy im Auto demnach besonders häufig.

„Wer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält, ist um 60 Prozent weniger gefährdet, einen Autounfall zu haben“, sagt George Yannis, Professor für Verkehrssicherheit an der Nationalen Technischen Universität Athen.

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Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 19.4., 13:55 Uhr.

Das konnten er und seine Kollegen mithilfe einer App feststellen, die sich 15.000 Testpersonen in Europa auf ihrem Handy installiert hatten. Sie misst nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch, wann gebremst bzw. beschleunigt wird - und auch, ob das Handy während der Fahrt verwendet wird.

Dabei zeigt sich: Telefonieren während der Fahrt ist bei den Studienteilnehmern die dritthäufigste Unfallursache nach der Geschwindigkeit und dem Alkohol.

Wer telefoniert, fährt langsamer

In der Regel fahren die Telefonierer langsamer, sagt der Verkehrsexperte George Yannis: „Das hat definitiv einen positiven Effekt. Allerdings ist der wesentlich geringer als die Gefahr, die dadurch entsteht: Die Fahrer sind durch das Telefonieren abgelenkt und können nur langsam reagieren, wenn etwas passiert.“

Ein Mann sitzt in einem Auto am Steuer und hält ein Smartphone in der Hand

APA/dpa/Monika Skolimowska

Wie viele Menschen das Smartphone während der Fahrt verwenden, ist innerhalb von Europa sehr unterschiedlich, sagt Yannis: Zwei Prozent sind es in Deutschland, fünfzehn dagegen in Italien und Griechenland. Für Österreich hat er noch keine Zahlen ausgewertet. Laut Innenministerium wurden vorletztes Jahr 105.859 Lenker mit dem Handy am Steuer erwischt.

Verkehrs- und Selbstkontrollen wirken

Verkehrskontrollen hält Yannis für wichtig, denn je mehr kontrolliert wird, desto weniger wird telefoniert: „Wo die Polizei kontrolliert, gibt es weniger Unfälle, das wissen wir aus anderen Studien.“ Am sichersten fährt man in Großbritannien, in Schweden und in den Niederlanden. „Denn dort wird viel kontrolliert und gleichzeitig sicheres Fahrverhalten aktiv propagiert. Ein Bewusstsein dafür, wie gefährlich die Ablenkung durch das Handy sein kann, ist notwendig.“

Der Professor für Verkehrssicherheit meint, dass auch die für die Studie verwendete App eine präventive Wirkung hat: „Wer sie verwendet, fährt mit der Zeit vorsichtiger, weil er die eigenen Fehler erkennt.“ Die App wurde für die Studie an freiwillige Versuchspersonen verteilt, unter anderem von Versicherungen, die ein Interesse daran haben, Informationen über das potentielle Fehlverhalten ihrer Kunden zu bekommen.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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