Faßmann für mehr Grundlagenforschung

Für einen Ausbau der direkten Forschungsförderung und eine Erhöhung der Mittel für grundlagenorientierte Wissenschaft hat sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Wissenschaftsfonds FWF ausgesprochen.

Angesichts der deutlich steigenden Budgets der Universitäten und der Erhöhung der Mittel für den FWF, der heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert, um insgesamt 110 Millionen Euro bis 2021 sieht Faßmann „drei gute Jahre“ auf die Wissenschaftsgemeinde zukommen. Bei dem Zuwachs für den FWF handle es sich auf jeden Fall um einen Fortschritt, wie der Minister betonte, auch wenn die Erhöhung nicht so hoch ausgefallen ist, wie es im Zuge der im Herbst 2016 von der Bundesregierung angekündigten „Forschungsmilliarde“ eigentlich angedacht war. Damals war eigentlich ein Plus im FWF-Etat von 281 Mio. Euro für 2018 bis 2021 vorgesehen gewesen.

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FWF-Präsident Klement Tockner verwies auf den im Jahr 2017 erneut verstärkten Run auf die Förderungen: So gingen im vergangenen Jahr Projektanträge mit einem Fördervolumen von 879,4 Mio. Euro (plus elf Prozent gegenüber 2016) bei Österreichs wichtigster Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung ein. Neu bewilligen konnte man hingegen nur Projekte im Umfang von 217,3 Mio. Euro (plus 18 Prozent), so Tockner, der vor einem weiteren „Auseinanderklaffen“ dieser beiden Posten warnte.

Mehr direkte Förderung

Während in den Niederlanden rund 70 Prozent der Fördermittel in Forschung und Entwicklung (F&E) im Wettbewerb vergeben werden, seien es in Österreich nur rund 15 Prozent. Weniger als ein Fünftel der F&E-Mittel würden hierzulande für Grundlagenforschung vergeben. In der Schweiz und den Niederlanden seien das immerhin jeweils knapp ein Drittel. Seitens der Forscher spürt Tockner einen „großen Bedarf, sich diesem Wettbewerb auszusetzen“.

Obwohl bei der indirekten Forschungsförderung über die Anfang des Jahres auf 14 Prozent erhöhte Forschungsprämie kontinuierlich Zuwächse verzeichnet werden, fielen die Steigerungen bei der direkten Forschungsförderung weniger hoch aus, so der FWF-Chef, der sich hier mehr Dynamik wünschte. So liegt laut FWF-Zahlen die Förderung des Wissenschaftsfonds bei nicht einmal der Hälfte von jener der vor allem wirtschaftsnahe Projekte unterstützenden Forschungsförderungsgesellschaft FFG und bei rund einem Drittel der Ausgaben für die Forschungsprämie für Unternehmen.

Auch Faßmann betonte, dass es hier „eine andere Balance“ brauche. Gleichzeitig müsse man auch aufpassen, „nicht die direkte gegen die indirekte Förderung auszuspielen“. Die Forschungsprämie sei ein wichtiger Standortfaktor für forschungsaktive Unternehmen.

Exzellente Projekte abgelehnt

Auch eine Erhöhung der Mittel für die Grundlagenwissenschaft sei wichtig, allerdings sagte der Minister, dass ihm „Grundlagenforschung mit Innovationsperspektive“ noch lieber sei. Wissenschaftler sollten weiter neugiergetrieben arbeiten, aber „auch Fantasie entwickeln, wohin die Entwicklung gehen kann“.

2017 musste der FWF exzellent bewertete Projekte mit einem Volumen von 83,7 Mio. Euro nur wegen Geldmangels ablehnen. Angesichts so hoher Ablehnungsraten sorgt sich Tockner vor allem um den Wissenschaftsnachwuchs: Dieser „trainiert zwar ordentlich, darf dann aber nicht mitlaufen“. Perspektiven sollten Jungforschern u.a. durch ein auch im Regierungsprogramm in Aussicht gestelltes Exzellenzprogramm eröffnet werden. Beim FWF rechnet man damit, seitens des Wissenschaftsministeriums mit der Ausarbeitung eines solchen Programms beauftragt zu werden.

Dazu bekannte sich auch Faßmann, der klarstellte, dass es für die Umsetzung dann auch zusätzliche budgetäre Mittel brauche, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Man werde mit dem FWF und den wissenschaftlichen Beratungsgremien der Regierung über das Aufsetzen eines Exzellenzprogramms sprechen. Ebenfalls im Werden sei das seit Jahren angekündigte Forschungsfinanzierungsgesetz. Gespräche auf Beamtenebene liefen bereits. Man warte noch den für Ende des Jahres angekündigten OECD-Bericht zum österreichischen Innovationssystem ab, danach würde der „Pakt“, der den Forschungsinstitutionen mehr budgetäre Planungssicherheit bringen soll, endgültig auf den Weg gebracht.

science.ORF.at/APA

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