Ballons als Test für Marsmission

Wie man Marsproben zurück zur Erde bringen könnte, diskutieren derzeit Forscher aus aller Welt in Berlin. Zuerst muss man allerdings einmal hinkommen. Getestet wird der Anflug nun mit speziellen Höhenballons.

Was haben der Planet Mars und die höheren Schichten der Erdatmosphäre gemeinsam? So ziemlich alles, findet Kristine Dannenberg von der schwedischen Behörde SNSB, dem Swedish National Space Board. „Wenn Sie einen Ballon starten, steigt er für gewöhnlich 20 bis 40 Kilometer hoch.“ Die atmosphärischen Bedingungen dort oben würden denen auf dem Mars ähneln, genauer: denen in der Nähe des Marsbodens. Der Druck ist etwa 100 Mal geringer als auf dem Erdboden. Und die Temperaturen bewegen sich um minus 45 Grad Celsius. „Das ist ungefähr das, was wir auf dem Mars erwarten“, betont Dannenberg.

Stratosphärenballon am Boden

CNES/GRIMAULT Emmanuel, 2015

Höhenballon vor dem Aufstieg

Bestimmte Hardware, bestimmte Instrumente und Messvorrichtungen, die für einen späteren Einsatz - zum Beispiel auf einem Marsrover - vorgesehen sind, lassen sich so testen – quasi unter Marsbedingungen. So könnte ein Höhenballon beispielsweise eine Marsdrohne abwerfen und beobachten, wie gut ihre Flugeigenschaften unter Marsbedingungen sind. „Auf dem Erdboden können wir so etwas nicht durchspielen“, klagt Kristine Dannenberg, „denn Drohnen brauchen Platz – und so große Vakuumkammern gibt es nicht.“

Von der Barentssee aus in die Stratosphäre

Solche Forschungsballons starten die Europäer unter anderem vom schwedischen Raketenbahnhof ESRANGE in der Nähe von Kiruna aus, vom norwegischen Spitzbergen, dem französischen Aire Sur L‘Adour und vom kanadischen Timmins. (Kanada ist assoziiertes Mitglied der Europäischen Weltraumagentur ESA.). Die Ballons können sich von wenigen Stunden bis zu einigen Wochen in der Stratosphäre halten. An Bord tragen sie wissenschaftliche Nutzlasten, die wenige Kilogramm, aber auch einige Tonnen wiegen können.

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Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell , 26.4.18, 13:55 Uhr

Auch Europas kommender Marsrover musste sich – und wird sich weiterhin – Versuche am Ballon gefallen lassen müssen. „Solche Tests wurden auch schon für die Mission ExoMars durchgeführt“, erklärt die SNSB-Wissenschaftlerin. Dabei trägt ein Ballon den Fallschirm des Rovers auf 30 oder 40 Kilometer Höhe – höher als es jedes Flugzeug oder jeder Hubschrauber könnte. Dann gleitet der Fallschirm zur Erde. „So simuliert er die Landung einer Sonde auf dem Mars“, ergänzt Dannenberg. Die Tests mit dem Fallschirm des europäischen Rovers ExoMars sind noch nicht abgeschlossen. Fest steht nur: 2020 soll er starten.

Guido Meyer, science.ORF.at

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