Bei Forschung zu Unfällen mitmachen

Unfallopfer, Ärzte, Pfleger und Angehörige: Sie alle können im Rahmen eines Crowdsourcing-Projekts im Internet ab sofort offene Fragen der Unfallforschung stellen. Acht Wochen werden Ideen gesammelt, danach sollen die wichtigsten Fragen erforscht werden.

In der Arztpraxis, im Spital, in der Rehabilitation und nicht zuletzt beim Patienten selbst entsteht Wissen, das nur selten in die Forschung zurückgelangt, erklärt die Projektleiterin Lucia Malfent vom Open Innovation in Science-Zentrum der Ludwig Boltzmann Gesellschaft. Das will man nun ändern - zumindest für Unfallverletzungen. „Es ist keine Verletzung wie die andere, und jeder Patient braucht auch etwas anderes. Dieses Praxiswissen wollen wir abholen und zurückbringen in die Forschung.“

Internationales Projekt

Ab heute kann man sich auf der Homepage „tell-us.online“ eintragen und mögliche Forschungsfragen rund um das Thema Unfallverletzungen hochladen. „Sie würden zum Beispiel sagen, ich hatte womöglich einen gebrochenen Knöchel und jetzt merke ich, wenn ich alle zwei Stunden mein Coolbag drauflege, dann ist es besser, als wenn ich das nur am Abend mache: Kann es sein, dass das Auflegen von Eis zu bestimmten Tageszeiten sich positiv auf meine Genesung auswirkt?“

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 8.5., 13:55 Uhr.

Darüber hinaus erhofft man sich auch komplexere Ansätze aus den unterschiedlichen Fachbereichen, und zwar über die Grenzen Österreichs hinaus. Aus diesem Grund wurde die deutsch- wie englischsprachige Plattform vorab in Ländern wie den USA, Skandinavien und Großbritannien beworben, so Malfent. „Die Forschungsfragen werden für Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt offen und frei zugänglich sein.“

Jury entscheidet

Welche Forschungsfragen tatsächlich neu und für die Unfallmedizin sowie Therapien relevant sind, wird eine interdisziplinäre Jury von Unfallchirurgen bis hin zu Ergotherapeuten am Ende des Projektes Anfang Juli klären.

Parallel zu dem Open-Science-Projekt beschäftigt sich eine Gruppe von Wissenschaftlern des Zentrums für Open Innovation in Science damit, ob und auf welche Weise Crowdsourcing der Wissenschaft einen Vorteil bringt. Darüber sei international noch sehr wenig bekannt, meint die Kommunikationswissenschaftlerin Malfent.

Pilotprojekt zu psychischen Erkrankungen

Dass in der Masse gute Ideen stecken können, zeigte bereits ein Pilotprojekt des Zentrums. Auf die Frage, was zu psychischen Erkrankungen erforscht werden sollte, kristallisierte sich eine Forschungslücke bei Kindern psychisch erkrankter Eltern heraus.

Zwei Forschungsprojekte versuchen nun einerseits, Wege zu finden, wie diese Kinder besser erfasst werden können und andererseits welche Wege es gibt, damit die jungen Betroffenen besser durch ihre komplexen sozialen Lebenswelten finden und Stress adaptiv bewältigen können.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft