Hauptwörter bremsen den Redefluss

Pausen geben der menschlichen Sprache Rhythmus – und dieser Rhythmus folgt einem universellen Gesetz, wie Linguisten herausgefunden haben: Der Redefluss stockt besonders häufig vor Substantiven.

Das Team um Balthasar Bickel von der Universität Zürich hatte tausende Sprachaufnahmen von verschiedenen Bevölkerungsgruppen aus aller Welt analysiert. Darunter waren Sprachen aus dem Amazonas-Regenwald, aus Sibirien, dem Himalaja und der Kalahari-Wüste, aber auch Englisch und Niederländisch.

Dabei fiel den Forscher eine eindeutige Tendenz auf: Während die Sprecher vor Substantiven häufiger Pause einlegten, taten sie dies vor Verben nur selten. Der Grund dafür ist, dass Substantive schwieriger zu planen sind, weil sie normalerweise nur verwendet werden, wenn sie neue Informationen beinhalten. Andernfalls werden sie durch Pronomen ersetzt oder weggelassen.

“Bremseffekt“: Englisch ist speziell

Solche Ersetzungsprinzipien gelten hingegen nicht für Verben. Sie werden in der Regel unabhängig davon verwendet, ob sie neue oder alte Informationen darstellen, wie die Forscher in der Fachzeitschrift „PNAS“ schreiben. Die Weltsprache Englisch, so Bickel in einer Mitteilung der Uni Zürich, habe in der Analyse „außergewöhnliches Verhalten“ gezeigt. Hier sei der „Bremseffekt“ der Zeitwörter nämlich bedeutend größer als bei den anderen Sprachen.

Die Befunde helfen laut den Autoren, zu verstehen, wie das menschliche Gehirn Sprache verarbeitet. Dies könnte angesichts der Herausforderungen, vor denen die sprachliche Kommunikation im digitalen Zeitalter steht, wichtige Aufschlüsse liefern. So kommunizieren die Menschen mehr und mehr mit künstlichen Systemen - Systemen, die vor Substantiven nicht verlangsamen, wie es der Mensch natürlicherweise tut.

science.ORF.at/sda/APA

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