Das grüne Blut der Echsen

Auf Neuguinea leben Echsen, in deren Adern grünes Blut fließt. Verantwortlich ist ein Gallenfarbstoff. Das eigentlich giftige Abbauprodukt dürfte den Tieren sogar nützen, wie eine Genanalyse nahelegt.

Neuguinea - die (nach Grönland) zweitgrößte Insel der Erde - ist berühmt für seine vielfältige wie bunte Tierwelt. Besonders außergewöhnlich ist die dort heimische Echsengattung Prasinohaema - „grünblütige“ Skinke bzw. Glattechsen. Knochen, Muskeln und Zunge der Tiere erscheinen in einem hellen Limettengrün. Dieses Aussehen verdanken sie einem sehr hohen Biliverdin-Spiegel.

Prasinohaema virens, Skink mit grünem Blut

Christopher Austin, LSU

Prasinohaema virens, Skink mit grünem Blut

Der Gallenfarbstoff entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin und ist eine Vorstufe des gelben Bilirubins, das giftig ist. Eine erhöhte Konzentration ist bei Menschen ein Zeichen für Gallen- wie Lebererkrankungen und Gelbsucht. Den Echsen scheint der Gallenfarbstoff nichts anzuhaben, selbst in für Menschen tödlichen Dosen. Offenbar haben sie eine natürliche Resistenz dagegen entwickelt.

Mögliche Schutzwirkung

Für eine soeben erschienene Studie haben die Forscher um Zachary B. Rodriguez von der Louisiana State University 51 Skink-Arten genetisch untersucht, sechs davon haben grünes Blut. Demnach hat sich die spezielle Färbung der Echsen mehrmals parallel entwickelt, vermutlich vier Mal, sie geht nicht auf einen einzigen Vorfahren zurück. Das spricht dafür, dass die Tiere davon profitieren, schreiben die Forscher.

Etwas höhere Konzentrationen von Gallenfarbstoffen findet man auch bei einigen Insekten, Fischen und Fröschen. Jüngere Studien zeigen mögliche positive Effekte der Abbauprodukte: Sie könnten vor Infektion schützen oder diese zumindest abschwächen. Zudem wirken sie antioxidativ und antimutagen. Untersuchungen zu Malaria und anderen parasitären Krankheiten sollen demnächst klären, ob und wie die Farbstoffe den „grünblütigen“ Echsen tatsächlich nützen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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