Agnes Heller erhält Manes-Sperber-Preis

Die ungarische Philosophin Agnes Heller (89) erhält den mit 10.000 Euro dotierten Manes-Sperber-Preis 2017. Die Verleihung findet am 14. Juni (18.30 Uhr) im Bundeskanzleramt statt.

Die Laudatio hält der ungarische Autor, Kritiker und Universitätsprofessor Sandor Radnoti.

Repressionen in Ungarn

Agnes Heller, die 2017 für ihr Lebenswerk mit dem erstmals vergebenen Paul-Watzlawick-Preis geehrt wurde, hat sich in ihrem Werk immer wieder mit den Begriffen Leben und Freiheit als selbstbestimmende Werte auseinandergesetzt.

Im Mittelpunkt von Hellers Studien steht der Alltag. 1970 erschien ihr Werk „Alltag und Geschichte - Zur sozialistischen Gesellschaftslehre“, 1978 „Das Alltagsleben. Versuch einer Erklärung der individuellen Reproduktion“ und 1980 „Theorie der Gefühle“.

Aufgrund anhaltender Repressionen gegen sie und ihre wissenschaftliche Arbeit emigrierte sie 1977 und übernahm eine Professur an der La Trobe University in Melbourne/Australien. 1986 ging sie als Nachfolgerin von Hannah Arendt als Ordinaria für Philosophie an die New School for Social Research in New York. Seit damals pendelt sie regelmäßig zwischen Budapest und New York und hält Gastvorlesungen - 2013 etwa als Sir-Peter-Ustinov-Gastprofessorin der Stadt Wien über „Die Welt der Vorurteile“.

Heute zählt Heller zu den schärfsten Kritikerinnen des ungarischen Premiers Viktor Orban und seiner Fidesz-Partei. In der Edition Konturen erschienen von ihr zuletzt „Eine kurze Geschichte meiner Philosophie“ (2017) und „Was ist komisch?“ (2018).

Erinnerung an Manes Sperber

Der Manes-Sperber-Preis wird seit 1985 in unregelmäßigen Abständen, jedoch mindestens alle fünf Jahre, „für hervorragende Leistungen im Bereich gesellschaftspolitischer Roman, politisch-literarische Essayistik oder gesellschaftspolitisch bedeutsame Kulturphilosophie“ vom Bundeskanzleramt in Kooperation mit der Manes-Sperber-Gesellschaft vergeben.

Er erinnert an den österreichisch-französischen Schriftsteller, Sozialpsychologen und Philosophen Manes Sperber (1905-1984). Zuletzt wurde er biennal vergeben - an Peter Esterhazy (2009), Jiri Grusa (2011), Regis Debray (2013) und Ilma Rakusa (2015).

science.ORF.at/APA

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