Hoffnung: Panzerknacker wird Physikgenie

Wie lassen sich Naturwissenschaften einem jungen Publikum schmackhaft machen? Etwa mit einem Panzerknacker-Wettbewerb für Schüler. Aus ihnen könnten einmal Physikgenies werden, so die Hoffnung einer Bildungsforscherin.

Am Institute of Science and Technology Austria in Klosterneuburg findet gerade eine Tagung statt, bei der internationale Wissenschaftler ihre Methoden vorstellen, wie sie komplizierte Themen ansprechend an junge Menschen vermitteln. Zu Gast ist auch die israelische Biologin und Bildungsforscherin Liat Ben David. Sie betreibt „aktive Wissenschaftsvermittlung“ – also erforschen, entdecken und selbst bauen statt Vorlesungen und Lehrbüchern.

Safe-Knacken mit Physik

Ein Beispiel ist der „Safe-Knack“ Wettbewerb: Jedes Jahr im März findet in Israel ein großer Wettbewerb statt, bei dem Schüler aus vielen verschiedenen Länder zuerst jeweils einen Safe bauen – und diese Safes dann gegenseitig knacken. Der Clou an der ganzen Sache ist: Jedes Safe – Schloss muss nach einem physikalischen Gesetz funktionieren, erklärt Liat Ben David, Generaldirektorin des Davidson Instituts für Wissensvermittlung, das den Wettbewerb organisiert und zum Weizmann Institut gehört. Wer ihn knacken will, muss also zuerst herausfinden, nach welchem Gesetz das Schloss gebaut wurde. Eine Jury aus renommierten Physikern beurteilt die Safes und kürt zum Schluss einen Gewinner.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 24.5., 13:55 Uhr.

Wissenschaftsvermittlung ist wichtig. Nicht nur, weil die nächste Generation Physiker, Biologen und Chemiker ausgebildet werden soll. Wer ein naturwissenschaftliches Grundwissen besitzt, kann sich auch in Alltagsfragen besser eine eigene Meinung bilden. Etwa wenn es um die richtige Ernährung geht, um Medikamente oder Impfungen. „Wir müssen jeden Tag Entscheidungen treffen, die wir besser treffen könnten, wenn wir uns mehr auskennen würden“, so Liat Ben David.

Politische Bewusstseinsbildung

Ein naturwissenschaftliches Grundverständnis möchte Liat Ben David auch in die Köpfe der zukünftigen Politiker einpflanzen. Damit diese nicht gedankenlos Forschungsprojekte streichen, sondern sich über die Wichtigkeit solcher Forschungen für die Gesellschaft bewusst werden. Gerade in Zeiten internationaler Großprojekte, beispielsweise dem Gehirnerforschungsprojekt „The Human Brain Project“, sei es wichtig, dass alle an einem Strang ziehen.

„Wir brauchen Entscheidungsträger und Gesetzesmacher auf internationaler und nationaler Ebene, die verstehen, dass es für eine Gesellschaft immens wichtig ist, in Wissenschaft zu investieren“, so Ben David.

Vielleicht erinnert sich ja so manche zukünftige Wissenschaftsministerin an einen Safe, den sie mit Hilfe der Physik einmal als Schülerin gebaut beziehungsweise geknackt hat.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

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