Steak ist nicht gleich Steak

Gleiche Lebensmittel wirken sich nicht immer gleich auf die Umwelt aus. Besonders groß sind die Unterschiede beim Rindfleisch, wie Forscher nachweisen: Je nach Produktionsmethode können Steaks die Umwelt bis zu 50-mal mehr belasten.

Vergleicht man etwa die Produktions- und Lieferketten von einem Liter Kuhmilch - also wie die Tiere gehalten werden, wie das Futter erzeugt wird, wie viel Wasser und Spritzmittel verwendet werden und wie die Milch letztlich verpackt und verkauft wird - dann zeigt sich, dass für manche Milchpackungen achtmal so viel Land genutzt und dreimal so viel CO2 ausgestoßen wird wie bei effektiveren Produktionsketten. Ähnliches gilt für die Versauerung des Bodens und den Nährstoffeintrag in umliegende Gewässer.

Zu diesem Ergebnis kommt der Umweltwissenschaftler Joseph Poore von der Oxford University nach Auswertung von 570 einschlägigen Studien. „Insgesamt haben wir Daten von rund 40.000 Landwirten und 1.600 Lebensmittelproduzenten, Verpackern und Händlern weltweit miteinander verknüpft und ergänzt“, so Poore gegenüber science.ORF.at.

Produktionsweise macht den Unterschied

Besonders deutlich fiel der Vergleich bei Rindfleisch aus. Ein halbes Kilo Fleisch (also rund zwei Steaks) braucht bei aufwendiger Produktion 370 Quadratmeter Land und verursacht 105 Kilogramm CO2-Emissionen - was in etwa einem Flug von Wien nach Budapest entspricht. Im Vergleich: Andere Produzenten nutzen etwa nur ein Fünfzigstel der Landfläche und erzeugen ein Zwölftel des Kohlendioxid.

Wie es zu diesen großen Unterschieden kommt, hat nicht einen, sondern viele Gründe, erklärt Poore. „Manche Länder müssen etwa mehr Dünger verwenden, wenn die klimatischen Bedingungen für eine Pflanze in einem Land schlechter sind. Auch auf welchem Boden Dünger angewendet wird, macht einen Unterschied. Bei manchen Böden sickern Düngungsmittel leichter in die umliegenden Flüsse oder Gebiete, was die Umwelt stärker belastet. Auch die Politik spielt eine Rolle - etwa wie Tiere gehalten und gezüchtet werden dürfen.“

T-Bone-Steak auf dem Teller

JUNG YEON-JE / AFP

Rindfleisch verbraucht besonders viele Ressourcen - auch die Unterschiede zwischen Produzenten sind hier enorm

Auf diese Weise werden auch nationale Unterschiede erkennbar. Im Fall von Rindfleisch etwa findet man die umweltschädlichsten Produzenten in Brasilien, Europa liegt hier im Durchschnitt, so Poore. Allerdings ist auch dieses Bild nicht schwarz-weiß. Denn auch in Brasilien sind einige der umweltfreundlicheren Fleischfarmen vertreten.

Fassbier ist umweltfreundlicher

Dass auch Verpackung und Entsorgung einen großen Einfluss haben können, zeigt sich am Beispiel Bier: Ein Liter gezapftes Bier stößt umgerechnet nur etwa 20 Gramm CO2 aus, vorausgesetzt, die Fässer werden wieder befüllt. Trinkt man das Bier aus Pfandflaschen, kommt man hingegen auf bis zu 750 Gramm pro Liter. „Landet die Flasche auf der Mülldeponie, kann das bis zu 2,5 Kilogramm CO2 ausmachen“, so Poore. Auch zwischen den Produzenten gibt es Unterschiede. „Vor allem Craft Bier schneidet in der Regel schlechter ab.“

Für Konsumenten sind Unterschiede indes kaum festzustellen. Geht es nach Poore, sollten Konsumenten im Alltag Zugang zu diesen Informationen haben. „Es scheint nur vernünftig, dass Konsumenten hier auch die Wahl haben können, sich bewusst zu entscheiden.“

Allerdings wüssten viele Produzenten selbst nicht, welchen Umwelteinfluss ihre Produkte haben, so Poore. Plattformen wie Coolfarmtool.org wollen das ändern. Hier können Landwirte etwa ihre Produktionsprozesse eintragen und sehen, was sie hinsichtlich CO2-Ausstoß, Wasserverbrauch und Artenschutz individuell verbessern können. Weiter geht das Konzept von Fieldtomarket.org: Hier können Produzenten und Händler ihre Prozesse auf ihre Umweltfreundlichkeit hin überprüfen.

Bessere Bilanz für pflanzliche Nahrung

Poore zufolge reicht eine gesteigerte Umweltfreundlichkeit alleine nicht, um den negativen Einfluss von Lebensmittelproduktion und Vertrieb auf die Umwelt zu minimieren. „Als Teil der Lösung wird es vielmehr notwendig sein, auch die Ernährung teilweise umzustellen.“ Denn selbst ein effizient produzierter Liter Kuhmilch verbraucht immer noch doppelt so viel CO2 und Land wie ein Liter Sojamilch.

Rindfleisch und andere tierische Proteine - auch wenn relativ umweltschonend produziert - haben immer einen größeren ökologischen Fußbadruck als pflanzliche Proteine. Um ein Beispiel aus der Studie zu nennen: Im Vergleich mit Erbsen und Fisolen braucht auch „umweltschonend“ produziertes Rindfleisch 36-mal mehr Land und verursacht sechsmal so viele Emissionen.

Ruth Hutsteiner, science.ORF.at

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