Sport und Freundschaft stärken das Gedächtnis

Das Gedächtnis mag im Alter bisweilen nachlassen - doch man kann etwas dagegen tun, wie zwei ganz unterschiedliche Studien belegen: Sport und Sozialkontakte konservieren die geistige Spannkraft.

Bewegung im Alter hält fit. Und zwar nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Das gilt als wissenschaftlich erwiesen. Doch wie viel Sport brauchen wir, damit der positive Effekt eintritt? 52 Stunden. So lautet die simple Antwort einer US-amerikanischen Studie, die sich 98 Untersuchungen an Menschen über 60 Jahren angesehen hat.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 1.6., 13:55 Uhr.

„Ab 52 Stunden wirkt sich Sport dauerhaft positiv auf das Gedächtnis aus. In der Regel kommen diese 52 Stunden innerhalb von vier bis sechs Monaten zustande“, sagt Studienleiterin Joyce Gomes-Osman von der Universität Miami gegenüber science.ORF.at. In einem halben Jahr sind das zwei Stunden Bewegung in der Woche. Wer drei Stunden pro Woche Sport macht, kann sich schon nach vier Monaten über den positiven Effekt fürs Gedächtnis freuen.

Welchen Sport wir machen, sei dabei nicht wichtig, sagt Gomes-Osman: „Wer sich gar nicht bewegt, wird nicht sofort mit Laufen beginnen. Das macht aber nichts, denn wir können mit jeder Art von Bewegung zu einem gesunden Gehirn beitragen.“ Also auch mit Wandern, Yoga oder Krafttraining.

Mitbewohner halten Mäusehirne fit

Damit das Gedächtnis intakt bleibt, ist es aber auch wichtig, mehrere soziale Beziehungen zu haben – zumindest bei Mäusen. Das ergab ein Experiment der Neurowissenschaftlerin Elizabeth Kirby von der Ohio State University. Sie gründete Mäuse-Wohngemeinschaften, in denen sieben Tiere zusammenwohnten.

Nach drei Monaten verglich sie die Gedächtnisleistungen der WG-Mäuse mit solchen, die in der Zwischenzeit paarweise zusammengewohnt hatten. Alle Mäuse waren zwischen 15 und 18 Monate alt. „Das ist ein eher hohes Alter. Würden Mäuse arbeiten gehen, wären sie da schon in Pension“, sagt Kirby gegenüber science.ORF.at.

Wie wir Menschen tun sich auch Mäuse mit dem Erinnern umso schwerer, je älter sie werden. Kirby ließ die Mäuse einen Raum mit mehreren Gegenständen, etwa Spielzeugautos, erkunden und verstellte danach ein Objekt. Dann ließ sie jede Maus einzeln wieder in den Raum. Die WG-Mäuse erkannten, was sich verändert hatte. Die Mäuse, die in Paaren wohnten, nicht.

Außerdem stellte die Hirnforscherin fest, dass das Gewebe des Hippocampus bei den Mäusen, die zu zweit wohnten, öfter entzündet war. Der Hippocampus ist eine Hirnregion, die bei Mäusen wie bei Menschen für das Gedächtnis wichtig ist.

Menschen, die ein besseres Gedächtnis im Alter haben, haben auch mehr soziale Kontakte - das ist bekannt. Wie das zusammenhängt, sei aber unklar, sagt Kirby: „Ziehen wir uns von unseren Freunden zurück, wenn unser Gedächtnis nachlässt, oder schützt es unser Gedächtnis, wenn wir viele Freunde haben?” Ihr Test mit Mäusen spreche für zweiteres, meint die Neurowissenschaftlerin.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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