100 Mrd. Euro für Forschung und Innovation

77 Milliarden Euro hat die Europäische Union im noch laufenden Förderprogramm „Horizon 2020“ für Forschung und Innovation investiert. Das neue Programm „Horizon Europe“ soll für die Jahre 2021-2027 100 Mrd. Euro bringen, so der Wunsch der EU-Kommission.

Deren Vizepräsident Jyrki Katainen betonte am Donnerstag, es gehe darum, Europa in diesen Bereichen zu einem weltweiten Spitzenreiter zu machen. EU-Forschungskommissar Carlos Moedas sagte, das derzeit laufende Programm „Horizon 2020“ sei eine der größten Erfolgsgeschichten Europas.

Das neue Programm „Horizon Europe“ soll dies noch übertreffen. Vor allem gehe es um eine Erhöhung der Mittel für den Europäischen Forschungsrat ERC (mit dem die EU Grundlagenforschung fördert, Anm.), um die weltweite Führungsposition zu stärken. Außerdem werde ein neuer Europäischer Innovationsrat vorgeschlagen, um die Finanzierung bahnbrechender Innovationen in Europa zu modernisieren.

Neuer Innovationsrat

Das Programm „Horizon 2020“ sei mit 77 Mrd. Euro dotiert gewesen. Nehme man Großbritannien weg, komme man auf 67 Milliarden. Nun werde eine Erhöhung auf 100 Mrd. Euro vorgeschlagen, betonte Moedas.

Der Europäische Innovationsrat soll die EU unterstützen, eine Vorreiterrolle bei marktschaffenden Innovationen zu übernehmen. Eine zentrale Anlaufstelle soll vielversprechende und bahnbrechende Technologien mit großem Potenzial vom Labor bis zur Marktreife führen und die innovativsten Start-ups und Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Ideen unterstützen.

Der Innovationsrat könne beitragen, schnell veränderliche, hoch riskante Innovationen, die über ein großes Potenzial zur Schaffung neuer Märkte verfügen, zu ermitteln und zu finanzieren. Die Einrichtung werde die Arbeit des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) ergänzen.

Außerdem soll es einen hohen europäischen Mehrwert durch diese neuen Instrumente geben, um Probleme des täglichen Lebens anzugehen. Als Beispiele nannte die Kommission die Bekämpfung von Krebs, den sauberen Verkehr oder plastikfreie Meere.

Am Beginn der Verhandlungen

Ein Pfeiler sei auch die „offene Wissenschaft“. Das soll einen offenen Zugang zu Veröffentlichungen und Daten gewährleisten. Auch dies werde Markteinführungen unterstützen.

Katainen und Moedas drängten auf eine rasche Einigung über den gesamten langfristigen EU-Haushalt. Verzögerungen würden die klügsten Köpfe zwingen, sich andernorts nach Möglichkeiten umzusehen.

Derzeit steht man am Anfang der Verhandlungen zum nächsten mehrjährigen Finanzrahmen. Dabei haben sich wie in der Vergangenheit die unterschiedlichen Vorstellungen zwischen den EU-Institutionen manifestiert. Die Kommission schlug einen Haushaltsrahmen von 1,11 Prozent des BIP vor, das EU-Parlament möchte gar 1,3 Prozent haben, und mehrere Staaten, unter ihnen Österreich, sind gegen eine Ausweitung des derzeitigen Rahmens von 1,0 Prozent.

Faßmann zufrieden

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zeigt sich mit den EU-Kommissions-Plänen für „Horizon Europe“ zufrieden. „Ich finde, dass die Aufstockung auf 100 Milliarden Euro schon eine sehr beachtliche ist, weil man muss berücksichtigen, dass Großbritannien als Nachfrager ja letztlich ausfällt, damit bleibt für die verbleibenden Mitgliedsstaaten netto mehr übrig. Das Europäische Parlament hätte gerne einen noch höheren Betrag, aber wenn wir in dieser Größenordnung dreistellig bleiben, wäre ich als Forschungsminister sehr sehr zufrieden“, sagte Faßmann in Brüssel.

Schon beim aktuellen Rahmenprogramm, das noch bis 2020 läuft, hat Österreich mehr Mittel an Land gezogen, als eingezahlt wurden. „Österreich hat etwa 2,3 Prozent für die 80 Milliarden geleistet und in etwa 2,8 Prozent lukriert - also ein Nettogeschäft. Wir sind sehr gut unterwegs. Dahin gehend war die Teilnahme ein Gewinn, auch ein ökonomischer Gewinn, vom wissenschaftlichen Gewinn möchte ich gar nicht sprechen.“

In punkto Fördermittel für Österreich rechnet Faßmann auch beim nächsten Rahmenprogramm mit einer Größenordnung von knapp drei Prozent. „Ich würde erwarten, dass unsere Forscherszene gut aufgestellt ist, und dass wir wieder diesen Rückfluss schaffen werden.“

science.ORF.at/APA

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