Maschine erzeugt Benzin aus Luft

Ist das die Lösung des Klimaproblems? Eine neue Testanlage in Kanada kann nicht nur CO2 aus der Luft saugen, sie kann diesen auch zu Sprit umwandeln. Dieser Prozess sei viel günstiger als bisher gedacht, berichten Forscher.

Gelingt es der Menschheit, die globale Klimaerwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken? Immer wieder wird das von Forschern bezweifelt, selbst wenn es gelingen sollte, die Treibhausgase in den nächsten Jahren planmäßig zu reduzieren. Die Lösung sehen manche unter anderem darin, der Luft das CO2 zusätzlich abzusaugen.

Die Idee ist grundsätzlich nicht neu. Bisher galt das Verfahren allerdings als zu teuer. Mit bis zu 1.000 US-Dollar pro Tonne CO2 rechneten Forscher noch vor ein paar Jahren. Mit einer Testanlage nördlich von Vancouver, Kanada, haben Forscher der Firma Carbon Engineering sowie der Universität Harvard die Prozesse optimiert und nun einen Weg gefunden, wie sich CO2 günstiger aus der Luft saugen lässt.

Testanlage: der CO2-Sauger

Carbon Engineering

Die Testanlage in Vancouver, Kanada

Konkret rechnen sie im Fachjournal „Joule“ künftig mit einem Preis zwischen 90 und 230 US-Dollar, erklärt einer der Autoren Geoffrey Holmes von der Firma Carbon Engineering. „Auch wenn es sich noch um eine Testanlage handelt, haben wir Geräte und Material verwendet, die sich industriell herstellen lassen. Zudem haben wir mit einer Vielzahl von Experten und Entwicklern zusammengearbeitet, um die Preisentwicklung besser abschätzen zu können.“

Die Studie

„A process for capturing CO2 from the atmosphere“, Joule, 7.6.

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Günstig durch erneuerbare Energie

Ein Grund, warum die Forscher von einem wesentlich günstigeren Umwandlungspreis ausgehen, ist vor allem, dass Energie aus Solar- und Windanlagen in den vergangenen Jahren deutlich günstiger geworden ist, erklärt der Physiker Holmes. Denn um CO2 aus der Luft zu lösen, braucht es neben Wasser auch einiges an Energie. Wie Holmes erklärt, wird Luft über Ventilatoren langsam eingesaugt und das CO2 durch eine chemische Reaktion an eine wässrige Lösung gebunden und durch weitere Reaktionen von der Umgebungsluft getrennt. „Am Ende strömt fast CO2-freie Luft aus der Anlage. Genauer mit etwa drei Viertel weniger CO2 als zuvor.“

Das gebundene CO2 wiederum wird entweder im Erdinneren gespeichert oder weiter verarbeitet - etwa zu Benzin. Auch diesen Prozess haben die Forscher in ihrer Testanlage durchgeführt. „Noch können wir in der Testanlage nur in kleinem Maßstab arbeiten“, erklärt der Physiker. Pro Tag schafft sie es, eine Tonne CO2 zu filtern. Daraus könne man rund ein Barrel Treibstoff, also rund 160 Liter herstellen, so Holmes.

Technisch keine Hürden

Ziel ist es, in den nächsten Jahren, eine Anlage zu bauen, die 2.000 Barrel - also rund 300.000 Liter pro Tag schafft. Holmes ist zuversichtlich, dass dem CO2-Sauger künftig keine Grenzen gesetzt sind. So will man eines Tages den gesamten Verkehr mit Autos, Flugzeugen und Lkws CO2-neutral machen. „Zudem werden wir Milliarden Tonnen CO2 aus der Luft filtern müssen, um das Emissions-Problem tatsächlich in den Griff zu bekommen.“

Technisch gebe es keine Hürden mehr, um künftig CO2 großflächig zu absorbieren und zu verarbeiten, meint Holmes. Letztlich sei dies nur eine Frage des Geldes. „Ehrlich gesagt, wir bauen größer, wenn unsere Konsumenten das auch wollen.“

Apropos: Kosten soll das Luft-Benzin nicht mehr als ein Liter heute, meint der Physiker und Geschäftsmann. Konkret rechnet er mit einem Dollar pro Liter - allerdings noch ohne Steuern und etwaige Gebühren.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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