Rohstoffabbau in Ozeanen gleicht der Abholzung

Die Ausbeutung von Rohstoffen in der Tiefsee könne bedrohliche Auswirkungen für Meereslebewesen haben. Davor warnte die Weltnaturschutzunion (IUCN). Den Ozeanboden mit Maschinen aufzureißen komme dem Abholzen von Wäldern gleich.

Wenn Sedimente auf dem Meeresboden aufgewirbelt werden, könne das einige Tiere ersticken und anderen die Sicht nehmen. Die Lebewesen würden zudem gestört durch Lärm, Vibrationen, Licht und Schiffe, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten IUCN-Bericht. Außerdem bestehe die Gefahr, dass giftige Stoffe durch Lecks ins Meereswasser gelangen.

In Jamaika tagte im Juli die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), die einen Verhaltenskodex zum Abbau in Tiefseeregionen ausarbeiten will. Man wisse aber viel zu wenig über die Meeresgebiete, um effektive Schutzmaßnahmen festzulegen, so die IUCN.

Rohstoffe für Handys und Co.

Die Tiefsee umfasst Regionen mit mehr als 200 Meter Wassertiefe - nach IUCN-Angaben etwa 65 Prozent der Erdoberfläche. Dort gibt es unter anderem Kupfer, Aluminium und Kobalt. Der Bedarf an den Metallen wächst. Die Hightech-Industrie braucht sie für Produkte wie Smartphones. Auch „grüne Technologien“ befeuern den Bedarf, etwa für Speicherbatterien.

Der kommerzielle Abbau von Rohstoffen aus der Tiefsee soll erst etwa 2025 beginnen. Dabei geht es unter anderem um bestimmte schwefelhaltige Salze (Sulfide). Die ISA hat nach eigenen Angaben bereits 29 Vertragspartnern Lizenzen für die Suche nach polymetallischen Sulfiden und kobaltreichen Krusten erteilt - darunter auch an der mehr als 20.000 Kilometer langen Gebirgskette Mittelatlantischer Rücken im Atlantik.

„Was wir bisher wissen, reicht nicht, um Meeresflora und -fauna vor Bergbauaktivitäten effektiv zu schützen“, sagte Carl Gustaf Lundin, Direktor der IUCN-Abteilung für Meeres- und Polargebiete. „Rohstoffe mit den Technologien, die heute zur Verfügung stehen, aus dem Meeresboden zu holen, könnte das artenreiche Leben in der Tiefsee für immer zerstören.“ Die IUCN ist das weltweit größte Netzwerk staatlicher und nichtstaatlicher Umweltorganisationen. Unter den mehr als 1.300 Mitgliedern ist etwa die Umweltstiftung WWF.

science.ORF.at/dpa

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