Grippe: Genug Impfstoff vorhanden

Wie Weihnachten und Neujahr gehört eine Grippewelle zum Winter. Es gibt schon erste Fälle, den Höhepunkt erwarten die Behörden aber erst rund um den Jahreswechsel. Im Vorjahr gab es Engpässe beim Impfstoff. Das sollte heuer nicht passieren.

Im Vorjahr ist der passende Grippeimpfstoff, ein Vierfachimpfstoff, ausgegangen. Im Gegensatz zum Dreifachimpfstoff schützt er gegen vier statt gegen drei Grippevirusstämme, war aber neuer und weniger erprobt und darum nicht ausreichend vorbestellt worden, sagt Christoph Baumgärtel von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES. Unglücklicherweise hätte ausgerechnet der zusätzlich enthaltene Virenstamm vor der häufigsten Influenza geschützt.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in den Journalen: 15.11., 7 Uhr

Dieses Jahr empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO wieder den Vierfachimpfstoff und es wird auch ausreichend davon erhältlich sein - 80 Prozent aller heuer im Handel verfügbaren Impfstoffe, erklärt Baumgärtel. Für den Dreifachimpfstoff gebe es aber weiterhin eine Daseinsberechtigung – er ist mit einem Wirkverstärker kombiniert, der zum Beispiel für Ältere, die ein nicht mehr so aktives Immunsystem haben, sinnvoll sein kann.

Lange Vorlaufzeit in Entwicklung

Die Impfstoffe werden jedes Jahr neu entwickelt, denn die Grippeviren verändern sich ständig. WHO-Experten beobachten diese Entwicklung und treffen Vorhersagen. Bereits Monate vor der Grippesaison muss dann die Produktion anlaufen, damit die Länder der jeweiligen Winterhalbkugel ausreichend versorgt werden können.

Wie treffsicher der Impfstoff in diesem Jahr ist, wird sich erst zeigen, sagt Baumgärtel. Die meisten Neuerkrankungen derzeit sind nur sogenannte Influenza-artige bzw. grippeähnliche Erkrankungen. Welcher Stamm dann im Dezember wirklich vorherrschen wird, lässt sich damit noch nicht sicher vorhersagen. Natürlich hoffe man darauf, dass die Prognosen der WHO stimmen. Vergangenes Jahr hatten die Experten der Weltgesundheitsorganisation die Influenza B-Viren etwas falsch eingeschätzt. Deshalb wirkte der Dreifachimpfstoff nicht.

Niedrige Durchimpfungsraten

Christoph Baumgärtel zeigt sich allerdings eher besorgt darüber, dass sich in Österreich sowieso nicht viele gegen Influenza impfen lassen, auch im internationalen Vergleich. Im Vorjahr waren es nur knapp mehr als sechs Prozent der Bevölkerung. Darin sieht Baumgärtel, der auch die österreichischen Pandemiepläne mitgestaltet, eine gewisse Gefahr. Denn ein starker Grippevirus werde nicht aufgehalten, wenn nur jeder zwanzigste immunisiert ist.

Und man impft nicht nur für sich selbst: Es werde zu oft vergessen, dass die richtige Influenza zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann - bei älteren Menschen oder bei solchen mit geschwächtem Immunsystem, aber auch bei Kindern, die am häufigsten erkranken, sagt Christoph Baumgärtel: „Wir hatten im Vorjahr immerhin neun Todesfälle bei Kindern. Mehr als bei Meningokokken und Pneumokokken zusammen.“

Grippeimpfung empfohlen

Warum die Österreicher Impfmuffel sind, kann Baumgärtel nicht genau sagen. Vor zehn Jahren jedenfalls war die Durchimpfungsrate gut dreimal so hoch wie jetzt. Es mag mitspielen, dass die Influenza verharmlost wird oder die Impfung als nicht nützlich genug empfunden wird.

In Ländern mit höheren Durchimpfungsraten jedenfalls finden sich durchaus andere Zugänge, Menschen zum Impfen anzuregen. In Großbritannien etwa bietet man Influenza-Impfungen an Schulen an. In der Schweiz kann man sich in den meisten Kantonen gleich in einer Apotheke impfen lassen. Außerdem gibt es dort einen jährlichen Grippeimpftag. Empfohlen ist die Impfung jedenfalls auch in Österreich, grundsätzlich für alle, die sich schützen wollen, besonders aber für Risikogruppen.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

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