Links weiblich, rechts männlich

In den USA ist ein äußerst seltener Vogel entdeckt worden: Die rechte Seite ist rot, wie es für Männchen typisch ist, die linke Seite graubraun, so wie Weibchen aussehen. Der Vogel dürfte beide Geschlechter in einem vereinen.

Forscher glauben, dass es sich bei dem in der Stadt Eerie, im Nordwesten des US-Bundesstaats Pennsylvania gefundenen Rotkardinal um den seltenen Fall eines Gynanders handelt. Diese auch Halbseiten-Hermaphroditen genannten Launen der Natur sehen zur Hälfte männlich und zur Hälfte weiblich aus.

Wie diese Tiere entstehen, ist nicht restlos geklärt. So könnten sie sich durch die Fusion von zwei Embryonen, die unterschiedlich befruchtet wurden, entwickeln. Es ist aber auch denkbar, dass eine weibliche Eizelle mit zwei Zellkernen doppelt befruchtet wird.

Die Geschlechtergrenze teilt den Rotkardinal aus Nordamerika jedenfalls symmetrisch in zwei Hälften. Fälle von Gynandern sind bei Insekten, Krebstieren und einigen Vogelarten bekannt. Üblicherweise gelten die Tiere als wenig anziehend auf ihre Artgenossen – so wurde bei früheren Fällen von gynandrischen Kardinälen beobachtet, dass sie nicht singen – und als unfruchtbar.

„Bei diesem Exemplar könnte das aber anders sein“, hofft der Ornithologe Daniel Hooper von der Cornell University. „Denn seine linke Seite ist weiblich, und das ist die Seite, wo bei Vögeln die Eierstöcke ausgebildet sind“, so Hooper gegenüber „National Geographic“.

Laut Shirley Caldwell, die den Vogel nahe ihrem Haus entdeckt hat, könnte sich die Frage der Fruchtbarkeit bald beantworten lassen. Denn der Rotkardinal zeige sich öfter in Begleitung eines Männchens. „Wer weiß, vielleicht haben wir Glück, und sehen im Sommer eine Familie!“

science.ORF.at

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