Kleidung landet zu oft im Müll

Das Angebot an günstiger Kleidung ist heute groß. Die Qualität bleibt dabei allerdings meist auf der Strecke. Das kritisiert die Umweltorganisation Greenpeace: In Österreich wird vieles gekauft, nur kurz getragen und dann entsorgt - auf Kosten der Umwelt.

Früher wechselten die Trends mit den Jahreszeiten, es gab eine Kollektion für Frühling und Sommer, eine für Herbst und Winter. Heute kommen alle zwei Wochen neue Kleidungsstücke und Schuhe in die Regale der großen Modeketten. „Fast Fashion“ heißt das Phänomen, mit dem vor allem große Modeketten erfolgreich sind, die günstige Kleidung anbieten. Und das habe Folgen für das Konsum- und Wegwerfverhalten der Österreicherinnen und Österreicher, sagt Nunu Kaller, Konsumentensprecherin von Greenpeace Österreich.

Sendungshinweis

Die Dokumentation „Faire Mode statt Fast Fashion – Kleidung als Gewissensfrage“ läuft am 19.6. um 20.15 Uhr in 3sat.

Dem Thema widmete sich auch ein Beitrag im Morgenjournal am 5.6., um 8.00 Uhr.

Viel landet im Abfall

Im Rahmen der Initiative „Mutter Erde“, die in diesem Jahr den Titel „Verwenden statt verschwenden“ trägt, hat Greenpeace 1.500 Menschen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren zu ihrem Kleiderkaufverhalten befragt. Im Durchschnitt besitzt jeder 85 Kleidungsstücke. Auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet sind das fast 550 Millionen Kleidungsstücke, von denen allerdings 72 Millionen so gut wie nie getragen werden.

Frau geht an Schaufenster mit Sale-Aufschrift vorbei

Sophia Kembowski/dpa

Der Preis ist oft wichtiger als die Qualität

„Fast die Hälfte der Befragten hat in den vergangenen Monaten Kleidung weggeworfen“, so Kaller. Abgesehen von Jacken und Mänteln würden die meisten Kleidungstücke nur drei Jahre getragen, Schuhe oft nur ein Jahr lang. „Aus Umweltsicht sind Kleidungsstücke, die im Kasten liegen und gar nicht getragen werden oder nach kurzer Zeit entsorgt werden, einfach Ressourcenverschwendung“, betont Kaller.

Hoher Ressourcenverbrauch

Für Kunstfasern wie Polyester werden große Mengen Erdöl verarbeitet. Die Baumwolllandwirtschaft verbraucht wiederum sehr viel Wasser, Pestizide und Düngemittel. Beim Färben der Stoffe gelangen giftige Chemikalien ins Abwasser und damit in die Umwelt. Hinzukommen die langen Transportwege der globalen Textilwirtschaft, die zum Ausstoß klimawirksamer Treibhausgase wie CO2 führen.

„Die geerntete Baumwolle kommt in ein anderes Land, wird dort versponnen, kommt wieder in ein anderes Land zum Färben, dann wieder in ein anderes Land zum Nähen der Kleidungsstücke“, sagt Kaller. Bei Polyester ist die CO2-Bilanz noch schlechter, wie eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zeigt: Rechnet man den fossilen Energieträger Erdöl in die Produktion der Kunstfasern mit ein, sind die CO2-Emissionen für Polyester etwa doppelt so hoch wie für Baumwolle.

Nähen, Stopfen, reparieren

Fast die Hälfte der Befragten gab an, Kleidungsstücke schon nach kurzer Zeit zu entsorgen, weil sie nicht mehr gefallen. Wesentlich mehr, rund 80 Prozent gaben an, Kleidungsstücke wegen Verschleiß wegzugeben. Genäht, gestopft oder repariert werde nur selten, oft sei das aber auch gar nicht möglich, sagt Kaller.

„Das, was heute leider oft gegen das lange Tragen und Reparieren spricht, ist, dass die Qualität der Fast Fashion-Ware viel zu schlecht dafür ist“, so die Konsumentensprecherin. Greenpeace plädiert daher dafür, in mehr Qualität zu investieren und auf Gütesiegel, wie das GOTS-Siegel zu achten, das Kleidung bekommt, das nach dem Global Organic Textile Standard fair und ökologisch produziert wurde.

Preis wichtiger als Qualität

Für viele ist allerdings der Preis wichtiger als die Qualität. Für 50 Prozent ist ein günstiger Preis das wichtigste Kaufkriterium. Sozial-ökologische Gütesiegel interessieren dagegen nur knapp 30 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher. Greenpeace hofft auf ein Umdenken: Kurzlebige Trends sollten das Kaufverhalten nicht auf Kosten der Umwelt bestimmen. Und Kleidung, die ausgedient hat, sollte nicht im Müll landen, sondern im Sinn der Ressourcennutzung getauscht oder weiter verkauft werden.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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