Gletscherforscher Slupetzky ist 80

Heinz Slupetzky untersucht seit den 1960er Jahren Gletscher. Damals sind sie sogar noch gewachsen, mittlerweile schmelzen sie Jahr für Jahr. Der unermüdliche Gletscherforscher und Vermittler feiert heute seinen 80. Geburtstag.

Heinz Slupetzky wird am 17. Jänner 1940 in Wien geboren, seine Leidenschaft aber sind die Berge ein paar hundert Kilometer weiter westlich. Ende der 50er Jahre ziehen die Slupetzkys nach Salzburg und beginnen unweit des Großglockners eine Hütte des Alpenvereins zu bewirtschaften. Kurz danach beginnt Slupetzky mit seinem Zwillingsbruder in Wien Geografie zu studieren und Gletscher zu vermessen.

„Wir hatten das Glück, dass wir einen Gletschervorstoß erlebt haben“, erinnerte sich Slupetzky 2018 in einem science.ORF.at-Interview. „30-Jährige beneiden uns heute, dass wir erlebt haben, wie Gletscherzungen plötzlich Messmarken überfahren und 60 oder 70 Meter vorgestoßen sind. Das war eine fantastische Erfahrung.“

Heinz Slupetzky beim Wandern

Lukas Wieselberg, ORF

Heinz Slupetzky im April 2018 im Salzburger Griesbachgraben

„In 20 Jahren ist der Gletscher fast weg“

Slupetzky wird Professor an der Uni Salzburg und Leiter der Abteilung für Gletscher- und vergleichende Hochgebirgsforschung. Auf der Rudolfshütte in den Hohen Tauern richtet er eine Forschungsstelle ein und wird zum Chronisten der globalen Erwärmung - lange bevor diese zum Begriff wird.

Schon sehr früh erkennt er den Wert langer Messreihen. 70 Messpunkte richtet Slupetzky in den ersten Jahren am Stubacher Sonnblickkees ein. 17 Jahre lang untersucht er, wieviel Schnee im Winter gefallen ist, wieviel Eis nach dem Sommer noch übrig ist und zieht Bilanz. Dann findet er eine mathematische Funktion, die eine jährliche, direkte Messung ersetzt. Damit lassen auch die früheren Massenbilanzen des Gletschers Jahrzehnte zurück berechnen. „Damit gehört diese Messreihe zu den zehn längsten weltweit“, so Slupetzky.

Die Ergebnisse sind eindeutig. Seit den 1980ern haben sich Fläche und Volumen des Stubacher Sonnblickkees halbiert. Nach dem Winter liegt immer weniger Schnee, und im Sommer schmelzen die Gletscher extrem, da es auch in den Alpen immer wärmer wird. „Wenn es so weiter geht, ist der Gletscher in 20 Jahren fast weg.“ Die Tendenz ist überall in den Alpen die gleiche.

Begeisterter Vermittler seiner Forschung

Heinz Slupetzky hat seine Forschungsresultate viele Jahre lang nicht nur unter Kollegen und Kolleginnen verbreitet, sondern auch populär. Er war oft Gast im Radio und Fernsehen. Für science.ORF.at schrieb er 15 Jahre lang ein Gletschertagebuch, er gestaltete Gletscherlehrwege im Nationalpark Hohe Tauern und verfasste populärwissenschaftliche Broschüren.

„Das waren gute Gelegenheiten, eine größere Öffentlichkeit zu erreichen und zu sensibilisieren, wie achtsam man mit der Umwelt umgehen sollte“, sagt Slupetzky. Klimawandelskeptiker könne man damit freilich nicht überzeugen, das sei verlorene Liebesmüh. „Was ich ihnen sage, ist: Leider denkt der Mensch nur in der Gegenwart, es ist ihm egal, was in 30 Jahren mit CO2, Klimaerwärmung etc. sein wird. Leider werden unsere Kinder und Kindeskinder das ausbaden müssen, was ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern angestellt haben.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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