Britische Studie: Demenzrisiko sinkt

2050 sollen weltweit mehr als 130 Millionen Menschen weltweit unter Demenz leiden. Eine Studie legt nun nahe, dass diese Prognose womöglich zu düster ist: Zumindest in Großbritannien erkranken heute ein Fünftel weniger Personen als noch vor 20 Jahren.

Die Studie

„A two decade dementia incidence comparison from...“, Nature Communications, 19.4.16

Bei Männern ist laut den Forschern um Fiona Matthews von der Newcastle University das Risiko um ganze 41 Prozent gesunken, bei Frauen fiel die Verbesserung deutlich geringer aus, bei ihnen fiel es nur um 2,5 Prozent. Die Ergebnisse basieren auf Daten von mehr als 10.000 Über-65-Jährigen.

Vor zwei Jahrzehnten erkrankten bei den 65- bis 69-jährigen Männer noch zehn von 1.000, in der Altersgruppe über 85 waren es 71, heute sind 5 bzw. 38. Bei den Frauen sanken die Raten in den beiden Altergruppen von sechs auf vier bzw. von 59 auf 55.

Kein „Tsunami“

Der bisher prognostizierte „Demenz-Tsunami“ beruhte auf der Annahme, dass unser Risiko zu erkranken dasselbe sei wie das unserer Eltern und Großeltern. Nachdem die Leute immer älter werden, ging man auch von einem Anstieg der Vergesslichkeit aus. Möglicherweise lässt sich das aber nicht so einfach hochrechnen.

Für die sinkenden Demenzzahlen in Großbritannien gibt es mehrere mögliche Erklärungen: Bessere Ernährung und weniger Krankheiten haben den allgemeinen Gesundheitsstatus verbessert, die Menschen sind im Durchschnitt gebildeter und es gibt mehr mentale Anregungen.

Der körperliche Zustand könnte laut Matthews auch erklären, warum das Risiko bei den Männern so stark sank: Noch vor wenigen Jahrzehnten habe fast jeder Mann geraucht und generell nicht besonders gesund gelebt, Frauen lebten schon damals gesünder.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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