Junge Talente bringen Wände zum Einstürzen

Bühne frei für heimische Nachwuchs-Wissenschaftler: 19 junge Forscher präsentieren heute Abend ihre Ideen beim Talente-Wettbewerb „Falling Walls Lab Österreich“. Der Sieger reist am 8. November zum internationalen Finale nach Berlin.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen mit ihrem Vorgesetzten im Aufzug. Dieser fährt in den 78. Stock – drei Minuten dauert die Fahrt. So lange haben Sie Zeit, ihn von Ihrer neuen, bahnbrechenden Idee zu überzeugen. Das ist etwa die Situation, der sich 19 Jungwissenschaftler heute Abend beim Falling Walls Lab-Wettbewerb im Rahmen der Langen Nacht der Forschung stellen.

Zur Person

Der Biophysiker Wolfgang Knoll ist seit 2008 wissenschaftlicher Geschäftsführer des AIT Austrian Institute of Technology.

„Drei Minuten sind eigentlich eine kurze Zeit, um ein komplexes Thema auf die wesentlichen Dinge herunterzubrechen und dann auch noch so rüberzubringen, dass der Zuschauer die Idee versteht und begeistert ist“, meint Wolfgang Knoll, Geschäftsführer des Austrian Institute of Technology und Mitveranstalter der Alpbacher Technologiegespräche gegenüber science.ORF.at.

Freie Hand

Grundsätzlich richtet sich der Wettbewerb an junge Wissenschaftler aller Disziplinen, unabhängig vom akademischen Grad, „es werden aber hauptsächlich Doktoranden und Post-Docs angesprochen“, so Knoll. „Das heißt aber keineswegs, dass künftig nicht auch Schüler einer HTL mit einer tollen Forschungsidee an dem Wettbewerb teilnehmen können.“

Inhaltlich ist alles erlaubt - die einzige Vorgabe: Das Projekt soll für die Gesellschaft relevant sein und wenn möglich aktuelle Probleme sowie Lösungen aufzeigen.

Fall der Berliner Mauer

Die Veranstaltung wurde im November 2011 von der Falling Walls Stiftung in Berlin ins Leben gerufen. Vorbild war dabei die „Falling Walls Konferenz“, die seit 2009 stattfindet.

Veranstaltungshinweis

Der Talente-Wettbewerb des „Falling Walls Lab Österreich“ findet am 22. April um 18:00 Uhr im Technischen Museum Wien statt. Die Veranstaltung wird im Rahmen der Langen Nacht der Forschung abgehalten.

Der Bewerb steht erstmals unter der Schirmherrschaft der Alpbacher Technologiegespräche.

"Die Konferenz wurde damals anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Falls der Berliner Mauer initiiert, seither wird sie jedes Jahr am 9. November abgehalten.

Wissenschaftler aus aller Welt nehmen daran teil und präsentieren Forschungsergebnisse, die bisherige Mauern in der Wissenschaft zum Einsturz bringen sollen", erklärt der AIT-Chef. Das internationale Nachwuchslabor macht am 8. November den Auftakt zur Hauptveranstaltung.

Österreicher gewann 2013

Dass auch in Österreich besondere Nachwuchstalente schlummern, hat Klemens Wassermann 2013 bewiesen. Der Molekularbiologe und Elektrotechniker vom AIT konnte als erster und bisher einziger Österreicher das Finale in Berlin gewinnen.

„Der Sieg zog viel Aufmerksamkeit auf den Wettbewerb. Davor war er in der österreichischen Forschungswelt kaum bekannt – junge Wissenschaftler haben vor allem aus Eigeninitiative daran teilgenommen. Dieses Jahr wird die Qualifikation erstmals zentral für alle Nachwuchsforscher Österreichs organisiert“, erklärt Knoll.

Ö1 Sendungshinweis

Über dieses Thema berichtet „Wissen aktuell“ am 22.4. um 13:55 Uhr.

Dem diesjährigen Aufruf sind insgesamt 25 junge Wissenschaftler gefolgt – hauptsächlich aus den Natur- und Technologiewissenschaften. Hier gebe es noch viel Luft nach oben, ist Knoll überzeugt: „Wir hoffen natürlich, dass sich der Wettbewerb immer mehr herumspricht.“ Auch sollen künftig mehr Geistes- und Sozialwissenschaftler daran teilnehmen.

Experten-Jury

Wer im Herbst zum Finale nach Deutschland fährt, entscheidet heute eine siebenköpfige Fach-Jury. „Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass unsere Experten-Jury multi-disziplinär besetzt ist. So haben wir neben der Sozialwissenschaftlerin Helga Nowotny auch San Ling von der Nanyang Technischen Universität Singapur gewinnen können“, so Knoll.

Außerdem mit dabei sind Wolfgang Bonitz, medizinischer Direktor der Novartis Pharma GmbH, Sabine Herlitschka von der Infineon Technologies Austria AG, der Biophysiker Uwe Sleytr von der BOKU Wien, Claudia Witzemann, Leiterin des A.T. Kearney Wien sowie Martin Bernhofer, Leiter der Ö1-Abteilung „Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft“.

Zweites Ticket in Alpbach

Wer es heute nicht schafft, bekommt Ende August noch eine Chance. Die Zweit-, Dritt und Viertplatzierten dürfen ihre Ideen nämlich noch einmal im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche vom 25. – 27. August präsentieren. Dort wird dann das Publikum entscheiden, wer das zweite Ticket nach Berlin bekommt. Insgesamt werden am 9.November 100 Talente aus über 40 Ländern erwartet.

Ruth Hutsteiner, science.ORF.at

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