21 Übungen gegen Hassreden im Internet

Cybermobbing gehört laut Umfragen zu einem der größten Probleme in Österreichs Klassenzimmern. Ein neues Buch möchte dieser Entwicklung durch Menschenrechtsbildung entgegentreten. Mit ganz konkreten Übungen soll jungen Menschen im Unterricht bewusst werden, dass das Internet kein regelloser Raum ist.

„In den meisten Fällen zielen die Übungen darauf ab, die Analyse- und Handlungskompetenz der Jugendlichen zu stärken. Es handelt sich um Übungen, bei denen die Jugendlichen selbst recherchieren oder sich anhand von Arbeitsblättern mit einem Aspekt von Hassrede beschäftigen“, sagt Projektleiterin Patricia Hladschik.

Beispiel: „Problembaum“

Ein solches Arbeitsblatt ist beispielsweise der sogenannte „Problembaum“, auf dessen Stamm „Hassrede im Internet“ geschrieben steht. Die Schülerinnen und Schüler geben dem Baum Wurzeln, indem sie darüber nachdenken, warum Hohn, Spott und Beleidigungen geäußert werden. Und sie geben ihm Äste, die ausdrücken, was durch hasserfüllte Postings passieren kann.

Anleitungen zu insgesamt 21 Übungen finden sich im Buch. „Letztlich sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, was eine Hassrede ist, was sie bei den Betroffenen anrichtet und was dagegen getan werden kann“, so Patricia Hladschik, die die Übersetzung von „Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung“ für das Zentrum „Politik Lernen in der Schule“ (Polis) betreut hat. Das Buch selbst wurde durch den Europarat herausgegeben, der eine Kampagne unter dem Titel „No Hate Speech“ gestartet hat.

Internet kein rechtloser Raum

Auch der rechtliche Rahmen ist ein Thema, denn viele wissen darüber nicht Bescheid. „Grundsätzlich könnte jeder und jede auf dem Recht auf freie Meinungsäußerung bestehen, das ist ein Menschenrecht. Sich mit den Grenzen dieser Meinungsäußerung auseinanderzusetzen, ist für viele Schülerinnen und Schüler ein Aha-Erlebnis.“

Dass Hassreden im Internet ein Thema sind, hat auch der Gesetzgeber erkannt. 2015 wurde der sogenannte Verhetzungsparagraf novelliert - ein wichtiges Signal, wie „Bookmarks“-Projektleiterin Patricia Hladschik sagt: „Cybermobbing kann mit einer Strafe von bis zu einem Jahr Haft bestraft werden. Und heute gilt Verhetzung nicht mehr ab einer Menge von 250 Menschen, denen man eine hasserfüllte Botschaft überbringt, sondern schon ab einer Gruppe von 30 Personen.“

Großes Interesse

Dass Cybermobbing zu einem der Hauptprobleme in Österreichs Klassenzimmern gehört, merken auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Zentrum Polis. Das Interesse an Weiterbildungen zu Hassreden im Internet ist im Schnitt doppelt so groß wie bei anderen Angeboten für Lehrerinnen und Lehrer.

Mit dem Buch „Bookmarks“ können sie sich nun einen keinen Werkzeugkasten ins Klassenzimmer mitnehmen.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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