Erst auf den Mond und dann auf den Mars?

2035 will die NASA ein bemanntes Raumschiff zum Mars schicken, drei Jahre soll die Mission dauern. Ein großes, wagemutiges Projekt, meint Jan Wörner. Der Chef der Europäischen Raumfahrtagentur ESA hält einen Zwischenschritt über den Mond für notwendig.

Ein Dorf auf dem Mond – das sollte das erste Ziel sein, bevor man sich auf den Weg zum Mars macht. Denn die heutige Raumfahrttechnologie müsse noch viel lernen, so Jan Wörner: Das könne durch eine Mondbasis erreicht werden, wo Grundlagenforschung betrieben wird und die Menschheit das Führen einer Weltraumbasis lernen könnte.

Das sieht auch Grant Anderson von der Weltraumentwicklungs-Organisation Paragon so. Auf dem Mond würde man vor allem lernen, wie man eine Außenstation der Menschheit managt, die Astronauten hätten dabei Unterstützung von einem Team auf der Erde - da der Mond nur eineinhalb Lichtsekunden entfernt ist. D. h. Gespräche – wenn auch mit leichter Verzögerung – wären möglich. Auf dem Mars wären Astronauten komplett auf sich alleine gestellt.

Vor- und Nachteile

Der Nachteil des Mondes wiederum ist, dass er keine Atmosphäre hat, die Nächte 14 Tage, statt zwölf Stunden dauern und der Mondstaub extrem trocken ist und nichts von einer fruchtbaren Erde hat, während die Marsoberfläche vermutlich irgendwie nutzbar wäre.

Raumfahrtexperte Anderson kann, wie er sagt, sowohl dem Standpunkt der US-Raumfahrtagentur NASA, gleich den Mars anpeilen, wie dem Standpunkt der Europäer – zuerst Mond, dann Mars – etwas abgewinnen. Man lerne bei beiden Missionen mehr über Transport- und Logistiksysteme. Sicher ist, dass das Risiko für die Astronauten bei einer Marsmission viel höher ist. Geht dabei etwas schief, dann sterben Menschen - da die Reise dorthin mindestens ein halbes Jahr dauert. Auf dem Mond wäre ein Rettungsraumschiff innerhalb weniger Tage.

Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft

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