Optimismus lässt sich trainieren

Eine positive Sicht der Dinge macht das Leben leichter und soll auch Körper und Geist stärken. Was aber tun, wenn einem dieser Optimismus fehlt? Mit gezielten Interventionen lässt er sich laut einer Metastudie trainieren, zumindest ein klein wenig.

Vieles spricht dafür, optimistisch durchs Leben zu gehen: Studien zeigen, dass Menschen mit einer positiven Grundeinstellung länger und glücklicher leben sowie tendenziell gesünder sind als zum Pessimismus neigende Personen.

Die Studie

„Can psychological interventions increase optimism? A meta-analysis“, The Journal of Positive Psychology, August 2016

Es heißt zwar „Jeder ist seines Glückes Schmied“, aber wie optimistisch sie tatsächlich sind, können sich die meisten nur begrenzt aussuchen. Zum Teil ist einem die Haltung bereits in die Wiege gelegt - also angeboren, Erziehung und Lebenserfahrungen besorgen den Rest.

Dennoch wollen ungezählte mehr oder weniger seriöse Ratgeber ihren Leserinnen und Lesern weismachen, durch positives Denken könne man ganz einfach optimistischer und natürlich glücklicher werden. Diese pseudowissenschaftliche Glücksliteratur ist nicht unumstritten; labilen Personen könnte sie mehr schaden als nützen, meinen manche Psychologen.

Optimismus einimpfen

Aber auch die seriöse Psychologie untersucht, ob man den Menschen nicht gezielt eine Dosis Optimismus einimpfen könnte. Die Forscher um John Malouff und Nicola Schutte von der australischen University of New England haben nun in einer großen Metaanalyse untersucht, mit welchen Mitteln und wie erfolgreich sie das tut. Systematisch haben sie die Literatur nach Arbeiten zum Thema durchforstet. Übrig geblieben sind nach streng wissenschaftlichen Kriterien 29 Studien mit insgesamt mehr als 3.000 Teilnehmern.

Die häufigste und laut den Autoren auch erfolgreichste Intervention war „The Best Possible Self Intervention“. Dabei sollen die Teilnehmer in regelmäßigen Abständen eine halbe Stunde über ihre Zukunft nachdenken und schreiben, und zwar über die beste aller möglichen Zukünfte: „Stellen Sie sich vor, dass alles so gut wie möglich verlaufen ist …“ Andere Studien setzen auf das Training des Mitgefühls, und zwar mit sich selbst. Unkonventionellere Ansätze probieren es mit körperlichen Interventionen, wie z.B. dem Liegen auf einem Nagelbett und dem Schweben im Salzwassertank.

Etwas zuversichtlicher

Die Auswertung aller Studien zeigte laut den Forschern einen zwar kleinen, aber dennoch statistisch signifikanten positiven Effekt aller Interventionen, bei der „Best Possible Self“-Methode war er etwas größer. Der Optimismus wurde in den Studien übrigens mit Hilfe des „Life-Orientation-Tests“ erfasst.

Insgesamt dürften kurze Interventionen etwas wirksamer sein. Am stärksten war der Effekt zudem direkt nach dem „Training“ - das lässt vermuten, dass er auch wieder verschwindet. Außerdem scheint eine Intervention mit echten Menschen besser zu wirken als Online-Trainings. Die Steigerung des Optimismus hatte in manchen Studien noch andere Nebeneffekte, z.B. ließen sich damit Schmerzen lindern.

Dass sich der Optimismus nur graduell und kurzfristig verstärken lässt, ist vielleicht gar nicht so schlecht. Denn auch eine positive Grundhaltung hat mitunter Schattenseiten, wie Forscher schon 2013 warnten: Unrealistischer Optimismus macht nämlich leichtsinnig - und auch das kann manchmal ziemlich ungesund sein.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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