Favoriten für den Nobelpreis

Der Nachweis der Gravitationswellen und neue Krebstherapien könnten laut Thomson Reuters heuer Nobelpreise einbringen. Seit 2002 - damals wagte der Informationskonzern erstmals eine Prognose - hat er schon 39 Preisträger korrekt vorhergesagt.

Den Beginn der Nobelpreis-Woche markiert am 3. Oktober die Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises, gefolgt von Physik (4.10.) und Chemie (5.10.). Der Träger des diesjährigen Friedens-Nobelpreises wird am 7.10. verlautbart, am 10. Oktober folgt jener für Wirtschaftswissenschaft. Das Datum für die Bekanntgabe des Literaturnobelpreises wird erst später bekanntgegeben. Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit acht Mio. Schwedischen Kronen (835.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

Moderne Immuntherapien

Im Mittelpunkt der von Thomson Reuters prognostizierten Medizin-Nobelpreisträger stehen moderne Immuntherapien gegen Krebs. So werden die drei US-Forscher James Allison (Uni Texas), Jeffrey Bluestone (UC San Francisco) und Craig Thompson (Memorial Sloan Kettering Cancer Center) für die Klärung der Rolle spezieller Moleküle (CD28 und CTLA-4) bei der Aktivierung von Immunzellen (T-Zellen) als Favoriten gehandelt.

Ebenso werden Gordon Freeman (Harvard University), Tasuku Honjo (Kyoto Universität) und Arlene Sharpe (Harvard Uni) als Favoriten in Medizin genannt. Sie haben die Rolle des Programmed Death-1-Rezeptors (PD-1) entschlüsselt. Sowohl CTLA-4 als auch PD-1 hindern T-Zellen in ihrer Abwehrfunktion gegen Krebszellen. Als dritte Favoriten-Gruppen im Medizin-Bereich firmieren Michael Hall (Uni Basel), David Sabatini (MIT) und Stuart Schreiber (Harvard Uni), die die Funktion des Enzyms „mechanistic Target of Rapamycin“ (mTOR) geklärt haben, das Zellwachstum und Zellteilung reguliert.

Nachweis von Gravitationswellen

Erwartungsgemäß zählt Thomson Reuters Ronald Drever, Kip Thorne (beide Caltech) und Rainer Weiss (MIT) für die Entwicklung des Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory (LIGO) zu den Favoriten für den Physik-Nobelpreis. Mit LIGO wurden Anfang des Jahres erstmals Gravitationswellen direkt beobachtet.

Weiters wird Marvin Cohen (UC Berkeley) für seine theoretischen Studien im Bereich Festkörperphysik genannt, die es ermöglichen, Eigenschaften von Festkörpern vorherzusagen. Schließlich gelten noch Celso Grebogi (University of Aberdeen), Edward Ott (University of Maryland) und James Yorke für die Entwicklung der sogenannten OGY-Methode zur Regelung und Kontrolle chaotischer Systeme als Physik-Favoriten gehandelt.

Dauerfavorit Genschere

Für den Chemie-Nobelpreis werden George Church (Harvard Uni) und Feng Zhang (MIT) als Favoriten genannt, die die Genschere CRISPR-Cas9 in Mäuse- und Menschenzellen verwendet haben. Die Entwicklerinnen dieses Werkzeugs, Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, wurden bereits im Vorjahr für den Preis gehandelt.

Dennis Lo Yuk-Ming (Chinese University of Hong Kong) gilt für die Entdeckung von zellfreier fetaler DNA im mütterlichen Blutplasma, das für Pränatal-Diagnostik eingesetzt werden kann, als nobelpreiswürdig. Schließlich werden für Chemie noch Hiroshi Maeda (Sojo University) und Yasuhiro Matsumura (National Cancer Center Tokyo) als Favoriten genannt, sie haben den sogenannten EPR-Effekt, der die passive Anreicherung von Makromolekülen, Fettkügelchen und Nanopartikel in Tumorgeweben beschreibt und in der Krebstherapie eingesetzt wird.

Drei Namen nennt Thomson Reuters als Favoriten für den Wirtschaftsnobelpreis: Der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard (MIT), könnte für seine makroökonomischen Forschungsbeiträge ausgezeichnet werden, Edward Lazear (Stanford University) für seine Beiträge zur Personalökonomie und Marc Melitz (Harvard Uni) für seine Beschreibung des Zusammenhangs zwischen der Produktivität und den Exportaktivitäten von Unternehmen (Firmenheterogenität).

science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema