Abfragen hilft gegen Prüfungsstress

Unter Stress fällt es vielen schwer, sich an Gelerntes zu erinnern. Das muss nicht sein, meinen Forscher. Entscheidend dabei sei nämlich, wie man lernt. Anstatt den Stoff zigmal durchzukauen, setzen sie auf die gar nicht so neue Abfragetechnik.

Wer kennt das nicht: Wochen- und stundenlang hat man für eine Prüfung gelernt, und im entscheidenden Moment fällt einem nichts bzw. zu wenig ein. Laut den Forschern um Amy M. Smith von der Tufts University gilt es als gleichsam erwiesen, dass Stress das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt.

Studien, die diesen Effekt nachgewiesen haben, verließen sich allerdings meist auf eine einzige Lernmethode: Der Merkstoff wird einfach wiederholte Male durchgelesen. Dass dies nicht sehr gut funktioniert, sei nicht überraschend. Vielleicht liege es gar nicht am Stress, sondern daran, wie gelernt wurde.

Sich erinnern hilft

Um diese These zu überprüfen, haben die Forscher eine Reihe von Experimenten mit 120 Probanden durchgeführt. Sie sollten sich 30 Wörter und 30 Bilder merken. Zu Beginn sahen alle die Lernobjekte jeweils für mehrere Sekunden auf einem Bildschirm. Nach jedem Objekt durften sie einen Satz mit dem Begriff notieren.

Im Anschluss an eine kurze Pause bekam die Hälfte der Teilnehmer die Objekte erneut präsentiert, die andere sollte sich innerhalb von zwei Minuten an so viele Begriffe wie möglich erinnern, d.h. sie in den Computer tippen. Nach einer weiteren Ablenkungspause durften die einen erneut die Begriffe sehen und die anderen sich wiederum frei daran erinnern.

Studenten werden geprüft

Tufts University/Kevin Jiang

Probanden werden geprüft

Am Tag nach dieser Lernsession folgte die Prüfung. Die Hälfte aller Probanden wurde dabei künstlich unter Stress gesetzt, z.B. mussten sie unter Druck Rechenaufgaben im Kopf lösen. Erst danach folgte der eigentliche Test.

Wie gut die Teilnehmer abschnitten, hatte laut den Forschern tatsächlich vor allem mit der Methode zu tun. Die „Erinnerungsgruppe“ schnitt generell besser ab, auch unter Stress war sie nur unwesentlich schwächer. Die reine Lesegruppe erreichte ohnehin weniger Punkte, unter Stress war sie besonders schlecht.

Zwischentests und Abfragen

Das lege nahe, dass es gar nicht so sehr um den Stress geht, sondern um die Lernstrategie, schreiben die Forscher. „Mit der richtigen Strategie werden die Inhalte so sehr verfestigt, dass sie auch in stressreichen Prüfungssituationen abgerufen werden können“, erklärt Koautorin Ayanna Thomas in einer Aussendung.

Warum das so gut funktioniert? Auch dafür haben die Forscher eine Erklärung: Durch das aktive Sich-Erinnern können sich die Inhalte im Gehirn besser verfestigen. Denn jedes Mal, wenn man versuche, dass Gelernte wieder aus dem Hirn herauszuholen, werde eine neue Gedächtnisspur angelegt. Im Ernstfall habe man dann mehrere Möglichkeiten auf die Information zuzugreifen.

Für die Praxis könnte das heißen: Wenn man große Mengen Stoff zu bewältigen hat, empfiehlt es sich, öfters kleine Zwischentests zu absolvieren oder sich abprüfen zu lassen - wie das schon Generationen von Schülern z.B. beim Lernen des Einmaleins gemacht haben.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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