Starke Gefühle verbessern das Gedächtnis

Stark emotionale Ereignisse wirken sich auf das Gedächtnisvermögen aus, und zwar relativ lang, wie eine Studie zeigt. Noch eine halbe Stunde nach dem Ereignis werden selbst Dinge, die nicht direkt damit zu tun haben, besser gespeichert.

Die meisten erinnern sich wohl, wo sie am 11. September 2001 waren, als sie von den Anschlägen in den USA hörten. Was sie zwei Wochen vor diesem prägenden Ereignis gemacht haben, wissen hingegen die wenigsten noch. Emotionale Erfahrungen bleiben besser im Gedächtnis als Dinge, die nicht mit starken Gefühlen behaftet sind. Soviel ist bekannt.

Wie langfristig solch starke Gefühle das Abspeichern auch alltäglicher Ereignisse verbessern, die nachher passieren, sei aber noch kaum bekannt, schreiben die Wissenschaftler der Universitäten Genf und New York. „In unserer Studie haben wir gezeigt, dass auch nicht-emotionale Erfahrungen besser im Gehirn gespeichert werden, wenn sie auf ein emotionales Ereignis folgen“, erklärt Studienautorin Ulrike Rimmele von der Universität Genf in einer Aussendung.

Gespeicherte Erregung

Für die Studie ließen die Forschenden 44 Studienteilnehmer Bilder betrachten, an die sie sich sechs Stunden später in einem unangekündigten Gedächtnistest erinnern sollten. Eine Gruppe sah zunächst szenische Bilder mit emotionalem Gehalt, zehn bis 30 Minuten später dann neutrale Bilder. Die zweite Gruppe betrachtete zuerst die neutralen Bilder, dann die emotionalen.

Das Ergebnis: Die Probanden, die zunächst die gefühlsgeladenen Bilder gesehen hatten, konnten sich später besser an die neutralen Bilder erinnern als die zweite Gruppe. Während des Versuchs maßen die Forscher auch die Hirnaktivität der Probanden, sowie ihre emotionale Erregung, die sich aus der Hautleitfähigkeit ablesen lässt. Dabei zeigte sich, dass die veränderte Hirnaktivität beim Betrachten der emotionalen Bilder auch später wieder auftauchte, als die neutralen Bilder im Gedächtnis abgespeichert wurden. Nicht so jedoch bei den Probanden, die zuerst die neutralen Bilder gesehen hatten.

Die Erkenntnisse könnten in vielerlei Hinsicht nützlich sein, nicht nur für neue Lehrmethoden im Bildungswesen, sondern auch, um psychische Probleme wie Angststörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen besser zu verstehen und zu behandeln, so die Forscherin.

science.ORF.at/APA/dpa

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