Feldsperling vor Kohlmeise

Rund 8.800 Vogelfreunde haben bei der heurigen Vogelzählaktion der Vogelschutzorganisation BirdLife mitgemacht - ein neuer Rekord. Vögel wurden hingegen weniger viele gezählt als in den Vorjahren. Am häufigsten gesichtet: Feldsperling und Kohlmeise.

Zum achten Mal in Folge fand dieses Jahr von 6. bis 8. Jänner die Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“ statt. Forschende von BirdLife Österreich wollen damit herausfinden, welche Vogelarten besonders häufig die heimischen Vogelhäuschen besuchen.

Acht Jahre lang war die Kohlmeise unangefochtene Nummer eins. Nun wurde sie erstmals vom Feldsperling überholt. Auch der dritte Platz wird von einer Sperlingsart eingenommen: dem Haussperling, auch Spatz genannt.

Feldsperling im Winter

Assil Hannah

Spitzenreiter: der Feldsperling

An der Aktion nahmen in diesem Jahr 8.823 engagierte Vogelfreundinnen und –freunde teil, rund neun Prozent mehr als im Vorjahr. Sie beobachteten und zählten eine Stunde lang die geflügelten Besucher des nächsten Vogelhäuschens und sendeten die Ergebnisse an BirdLife. Die meisten Meldungen gingen aus Niederösterreich ein, dicht gefolgt von Oberösterreich, wo sich die Anzahl der Freiwilligen beinahe verdoppelte.

Weniger Betrieb am Futterhäuschen

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 23.1.2017, 13:55 Uhr.

Österreichweit wurden durchschnittlich drei Vögel weniger pro Garten gezählt als in den Vorjahren. „Wir glauben, dass das mehrere Gründe hat“, sagt Norbert Teufelbauer, Ökologe von BirdLife Österreich.

„Zum einen war das Jahr 2016 für Brutvögel nicht besonders gut, es lag sehr lange Schnee, und bis in den April war es nass und kalt. Dadurch sind viele Bruten verloren gegangen. Andererseits haben uns dieses Jahr weniger Vögel aus dem Norden besucht“, so Teufelbauer. Die milde Witterung und ausreichend Futter in den Herkunftsländern von Kohlmeise und Co. dürften die Singvögel zum Bleiben veranlasst haben.

Kohlmeise im Winter auf einem schneebedeckten Ast

Assil Hannah

Kohlmeise

Keine Erholung bei Grünlingen

Grünlinge, auch unter dem Namen Grünfink bekannt, wurden ebenfalls weniger gezählt als im Vorjahr. Bei ihnen hatte sich im Jahr 2012 die Seuche Trichomoniasis ausgebreitet. Die für Mensch sowie Hunde und Katzen ungefährliche Krankheit kann bei Vögeln zu Entzündungen im Kropf führen, wodurch die Tiere keine Nahrung zu sich nehmen können und sterben. „Die diesjährige ‚Stunde der Wintervögel‘ hat gezeigt, dass es den Brutbeständen nach wie vor schlecht geht, ich glaube auch nicht, dass sich der Grünling bald erholen wird“, sagt Teufelbauer.

Bei Seuchenerkrankungen von kleinen Vögeln könne wenig getan werden, um den Beständen zu helfen. Man müsse darauf hoffen, dass sich resistente Individuen durchsetzen. So ähnlich sei es auch bei der Amsel gewesen. Der Usutu-Virus habe 2001 regional zu einem massiven Amselsterben geführt. „Mittlerweile hat die Amsel wieder ungefähr das Niveau von vor der Viruserkrankung erreicht“, so der Ökologe.

Um zu sehen wie sich die Vogelbestände weiter entwickeln und wie Schwankungen eingeschätzt werden müssen, sollen auch im nächsten Jahr rund um den Dreikönigstag wieder Vögel gezählt werden.

Lena Hallwirth, Ö1 Wissenschaft

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