Wenn Roboter aus dem Weltall twittern

Ob vom Mars oder einem Kometen: Immer mehr Forschungsroboter im All berichten via Twitter von ihren Abenteuern und sammeln Hunderttausende Fans. Die Social-Media-Teams dahinter haben schon Preise gewonnen - und polieren das Image der Raumfahrt auf.

Ein „frohes neues Jahr vom Mars“ wünschte der Rover „Curiosity“ der US-Raumfahrtbehörde NASA zum Jahresbeginn. An Weihnachten sei er zwar alleine auf dem Roten Planeten gewesen, „aber ich fühle mich nicht einsam“. Als es vor den Feiertagen ein kleines Problem mit seinem Bohrer gab, beruhigte der Mars-Rover rasch: „Der Bohrer wird untersucht, aber die Forschung hat nie aufgehört“, hieß es per Kurznachrichtendienst Twitter. „Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen über mich. Ich fahre schon wieder.“

„Curiosity“ ist für die NASA nicht nur wissenschaftlich eine Erfolgsgeschichte, sondern auch und vor allem unter Marketing-Gesichtspunkten. Mehr als 3,6 Millionen Menschen folgen dem Forschungsroboter, der im August 2012 auf dem Mars landete und dort nach Spuren von früherem Leben sucht, bei Twitter. Bei Instagram sind es mehr als 100.000, bei Facebook mehr als 1,3 Millionen. „Was hat sechs Räder, einen Laser und ist jetzt auf dem Roten Planeten? Ich“, stellt sich der Rover seinen Fans dort vor.

Der fast 900 Kilogramm schwere Forschungsroboter von der Größe eines Kleinwagens twittert regelmäßig, witzig, schlagfertig und immer in Ich-Form. Dahinter steckt ein Social-Media-Team der NASA im Jet Propulsion Labor im kalifornischen Pasadena, das schon Preise für seine Arbeit gewonnen hat.

Wissenschaft mit Charme

„Curiosity" ist ein gutes Beispiel dafür, wie die NASA beliebte Kanäle benutzt, um den Menschen die Weltraumforschung näherzubringen“, sagt Josh Greenberg, Direktor der School of Journalism and Communication an der Carleton University in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. In den vergangenen drei Jahren habe der Rover die Zahl seiner Fans auf Twitter vervierfacht. Das liege zwar auch am Wachstum von Twitter allgemein, sagt Greenberg, „aber es reflektiert auch, wie das Social-Media-Team der NASA Twitter und Facebook genutzt hat, um ein ansonsten komplexes Wissenschaftsprogramm durch Witz, Charme und Anspielungen auf die Populärkultur zu humanisieren.“

Für die NASA sei das aus mehreren Gründen wichtig: Die Raumfahrtbehörde soll, so ist es ihr seit der Gründung vorgeschrieben, nicht nur forschen, sondern den Menschen auch verständlich erklären, was sie da so macht, und sie so bilden. Ein beliebtes Twitter-Profil könne Menschen für die Raumfahrt begeistern und Steuerausgaben rechtfertigen, sagt Greenberg. Außerdem sei es natürlich gut für das zuvor recht angekratzte Image der NASA.

Neues Vermittlungsmodell

„Curiosity“ wird als Paradebeispiel gefeiert, war aber nicht der erste in Ich-Form twitternde Forschungsroboter - und ist inzwischen ohnehin in Gesellschaft. Die „Juno“-Sonde der NASA, derzeit unterwegs am Jupiter, hat beispielsweise bereits mehr als 500.000 Fans auf Twitter eingesammelt.

Auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA mischt mit. Sowohl die Raumsonde „Rosetta“ als auch ihr Landemodul „Philae“, die inzwischen beide auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko liegen, berichteten Hunderttausenden Twitter-Fans in Ich-Form von ihren Abenteuern. Ende September meldete sich „Rosetta“ noch einmal kurz vor ihrem Aufprall auf dem Kometen: „Weil ich nachher sehr beschäftigt sein werde, wollte ich die Chance nicht verpassen, mich noch einmal zu verabschieden und für all die Tweets zu bedanken. Danke, Erde, dass du mit mir dieses großartige Abenteuer geteilt hast.“

Christina Horsten, dpa

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