Malaria: Lebendimpfstoff im Test erfolgreich

Der am weitesten entwickelte Impfstoff gegen Malaria ist leider nicht sehr wirksam. Auf der Suche nach Alternativen wird unter anderem mit lebenden Parasiten experimentiert, erste klinische Tests verliefen nun erfolgversprechend.

Fast 430.000 Menschen sind 2015 Schätzungen zufolge an Malaria gestorben. Die meisten Opfer waren jünger als fünf Jahre, rein rechnerisch kam etwa alle zwei Minuten ein Kind durch die Tropenkrankheit ums Leben. Das geht aus dem jüngsten Malaria-Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. Die weitaus meisten Todesfälle (92 Prozent) gab es in Afrika.

Es gibt zwar wirksame medikamentöse Behandlungen, aber ein Impfstoff hätte große Vorteile. Auch weniger gut erschlossene Gebiete könnten mit geringerem logistischem Aufwand erreicht werden. Man müsste nicht mehr so viele Insektizide versprühen und bei entsprechender Durchimpfung ließe sich die Krankheit vielleicht sogar ausrotten.

Erster Impfstoff

Trotz intensiver Forschung ist man von einer wirksamen flächendeckenden Impfung weit entfernt. Parasitäre Krankheiten sind offenbar viel schwieriger vorzubeugen als viele von Bakterien und Viren verursachte Infektionen. Die größten Fortschritte hat es in den letzten Jahren beim Impfstoff RTS,S (Mosquirix) gegeben. Er wurde bereits zur Zulassung empfohlen. Aber sein Impfschutz liegt nur bei 26 bis 36 Prozent und schwächt sich nach zwei Jahren stark ab.

Neuere Ansätze arbeiten mit Lebendimpfstoffen. Davon erhofft man sich eine höhere Wirksamkeit. Die Erreger werden für die Impfung meist abgeschwächt, z.B. durch genetische Veränderung oder Bestrahlung.

Gezielte Infektion

Bei der nun getesteten Methode arbeiten die Forscher mit voll infektiösen Erregern. „Die Erreger werden direkt von den Anopheles-Mücken gewonnen“, erklärt der an der Studie beteiligte Wiener Mediziner Heimo Lagler gegenüber science.ORF.at.

Diese wurden den insgesamt 35 Probanden bei Versuchen am Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums Tübingen, das von dem aus Österreich stammenden Mediziner Peter G. Kremsner geleitet wird, injiziert. So lerne das Immunsystem den ganzen Erreger kennen und habe die Chance, Antikörper zu entwickeln.

Gleichzeitig wurde den Studienteilnehmern Chloroquin, ein gängiges Malaria-Medikament, verabreicht, damit sie nicht nach ein bis zwei Wochen tatsächlich Malaria bekommen. Später wurden die Probanden erneut mit dem Erreger infiziert. Nach zehn Wochen hatten jene, die die höchste Dosis erhalten hatten, sogar einen 100-prozentigen Impfschutz. „Solche deutlichen Ergebnisse sind sehr selten“, betont Lagler. Kleinere Dosen waren nicht ganz so effizient.

Überraschend wirksam

Wie der Tropenmediziner erklärt, entwickeln manche Menschen, die Malaria überleben, zumindest eine Teilimmunität - das war bekannt und diente als Vorbild für die Lebendimpfung. Man hat es zwar gehofft, aber dass die Immunisierung mit lebenden Parasiten so gut funktioniert, hat die Forscher selbst überrascht, noch dazu unter kontrollierten Bedingungen. Bei früheren Versuchen hatte man schon probiert, Probanden direkt durch Mückenstiche zu infizieren und zu immunisieren. Daraus ließ sich aber nicht ableiten, welche Dosis nötig ist.

Noch ist der Impfschutz nicht für die Masse geeignet, so Lagler. Es ging vorerst darum zu zeigen, dass eine Immunisierung mit lebenden Parasiten prinzipiell funktioniert. Man wird nun versuchen, das Ganze praxistauglicher zu machen. Vor allem gehe es darum, die Erreger so harmlos zu machen, dass sie nicht krank machen, aber doch das Immunsystem anregen - damit ein Impfschutz entstehen kann. Das Ziel wäre laut Lagler eine einzelne wirksame Injektion, wenn möglich ohne zusätzliche Medikamentengabe. Bis es so weit ist, kann es allerdings noch Jahre dauern.

Eva Obermüller, science.ORF.at

Mehr zum Thema