„Zeichen setzen“ für Forscher in der Türkei

Geschätzte 5.000 Universitätsbedienstete wurden in den vergangenen Monaten in der Türkei entlassen. Österreich sollte ein Zeichen setzen und Stipendien anbieten, fordert nun die Wissenschaftssprecherin der Grünen, Sigrid Maurer.

Als internationales Beispiel verweist Sigrid Maurer auf Deutschland: „In Baden-Württemberg wurde für solche Stipendien eine Million Euro zur Verfügung gestellt. 25 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sollen damit in Baden-Württemberg ihre Forschung fortsetzen können. So etwas wäre auch in Österreich möglich.“

„Wissenschaft frei und kritisch“

Das deutsche Bundesland Baden-Württemberg sieht die Initiative als ein Zeichen, „dass in Europa die Wissenschaft frei ist und kritisch sein muss“, wie es in einer Presseaussendung heißt. Abgewickelt wird das Stipendienprogramm durch den internationalen Scholar Rescue Fund, eine Anlaufstelle für gefährdete Wissenschaftler aus aller Welt. So könnte man das auch in Österreich umsetzen, so Maurer: „Der Scholar Rescue Fund hat ein fertiges Antragsverfahren und viel Erfahrung in der Vergabe von solchen Stipendien.“

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Über das Thema berichtete auch das Morgenjournal am 22. 3. 2017.

In diesem Antragsverfahren müssen Qualifikation und persönliche Verfolgung nachgewiesen werden, so Sigrid Maurer, das Wissenschaftsministerium müsste aber das Budget, die Universitäten Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.

Weiterarbeiten ermöglichen

Auch die Universitätenkonferenz Uniko wälzt derzeit Pläne, um türkische Forscherinnen und Forscher zu unterstützen. „Wir denken an Personen, die noch in ihrer Heimatinstitution tätig sind, aber dort nicht arbeiten können. Sie könnte man nach Österreich holen“, sagt Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli.

Vor allem Professorinnen und Professoren kommen in Frage, aber auch Doktoratsstudierende aus Fächern, die in letzter Zeit unter politischen Druck gekommen sind wie Geschichte, Biologie, Soziologie, Religions- und Politikwissenschaften. Alle Bewerberinnen und Bewerber müssten - wie bei jeder anderen Stellenbesetzung auch - eine entsprechende akademische Qualifikation nachweisen.

„Sache der Universitäten“

Parallel dazu sollen türkische Universitäten und Hochschulen durch Kooperationen mit heimischen Einrichtungen gestärkt werden: „Weil allein schon internationale Kontakte und Sichtbarkeit helfen, dass diese Institutionen sich etwas absichern können“, so Fiorioli. Diese Pläne werden demnächst mit den Universitäten diskutiert, so Uniko-Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli. Die Stipendienanzahl steht bisher ebenso wenig fest wie die genaue Finanzierung, dabei hofft die Uniko auf Unterstützung vom Wissenschaftsministerium.

Dort stellt man auf Anfrage fest, dass Finanzierung und Besetzung von wissenschaftlichen Stellen ausschließlich den Universitäten obliegen. In puncto Kooperationen verweist man auf bereits bestehende Programme, über die Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland nach Österreich kommen können. An ein Extraprogramm für politisch Verfolgte ist nicht gedacht.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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