Fisch spritzt heroinartiges Gift

Gewöhnlich bewirken Gifte von Tieren Schmerzen. Manche Pazifikfische verwenden dagegen eine schmerzstillende Substanz, die ähnlich wirkt wie Heroin. Sie hilft den Tieren gegen Angreifer - und könnte laut Forschern Grundlage für neue Medikamente sein.

Die Säbelzahnschleimfische der Gruppe Meiacanthus lähmen einer Studie zufolge ihre Angreifer mit dem einzigartigen Gift. Die Giftdrüsen sind in verlängerten bogenförmigen Eckzähnen im Unterkiefer versteckt, wie das Team um Bryan Fry von der australischen University of Queensland berichtet.

Meiacanthus grammistes

Anthony Romilio.

Die Giftzähne von Meiacanthus grammistes

„Der Fisch spritzt anderen Fischen sogenannte opiatartige Peptide, die wirken wie Heroin oder Morphium und Schmerz eher hemmen als verursachen“, so Fry in einer Aussendung. Das sei äußerst ungewöhnlich. Höchstwahrscheinlich lässt die Beißattacke den Blutdruck sinken, die Opfer werden in ihren Bewegungen deutlich langsamer und wirken benommen. „Indem sie Angreifer abbremsen, haben die Säbelzahnschleimfische eine Chance zu entkommen“, erläutert Fry.

Die nur etwa fünf Zentimeter kleinen Säbelzahnschleimfische (Nemophini) kommen im Pazifik vor, unter anderem am Great Barrier Reef, dem weltgrößten Korallenriff vor der Küste Australiens. Die Fische werden auch in Aquarien gehalten.

Meiacanthus kamoharai

Patrick Randall/Creative Commons

Der ebenfalls giftige Meiacanthus kamoharai

Wegen der Korallenbleiche am Great Barrier Reef - dem Absterben von Korallenstöcken durch hohe Wassertemperaturen - wird befürchtet, dass dort auch mehr und mehr Fischarten verschwinden.

Das einzigartige Gift von Meiacanthus könne möglicherweise zur Entwicklung neuer Schmerzmittel verwendet werden, sagt Fry. „Die Studie bietet ein gutes Beispiel dafür, warum wir die Natur schützen müssen. Wenn wir das Great Barrier Reef verlieren, verlieren wir auch Fische wie die Säbelzahnschleimfische mit ihrem einzigartigen Gift, das die Grundlage für den nächsten erfolgreichen Schmerzstiller sein könnte.“

science.ORF.at/APA/dpa

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