Freundschaften machen kooperativ

Warum entsteht Kooperation in einer Welt der Konkurrenz? Eine mathematische Formel zeigt nun: Enge Zweierfreundschaften und nicht ein loses Netzwerk an Bekanntschaften sind das Rückgrat der Zusammenarbeit in einer Gesellschaft.

Bisher konnte man nur ausrechnen, wie Kooperation in einer Population entsteht, wenn jeder exakt gleich viele Bekanntschaften hat, erklärt der österreichische Biomathematiker Martin Nowak, der an der Harvard University (USA) forscht, im Gespräch mit der APA. Die mathematische Beschreibung eines wirklichkeitsnahen Beziehungsnetzwerks sei eigentlich so komplex, dass sie laut gängiger Computerwissenschaft gar nicht möglich ist - ausgenommen in Grenzfällen.

„Wenn die Evolution nur schwach wirkt und vieles vom Zufall abhängt, ist das genau so ein Grenzfall“, sagt Nowak. Bei regelmäßigen Treffen mit Mathematik-Kapazundern wie dem Fields Medaillen-Gewinner Shing-Tung Yau und dem Mathematik-„Jungstar“ Ben Allen sei man schließlich auf die Formel gekommen.

Wenig Kooperation im Internet

Schon 1992 hat Martin Nowak mit seinem damaligen Mentor Robert May (heute Lord May of Oxford) in „Nature“ eine Arbeit veröffentlicht, bei der gezeigt wurde, dass bestimmte Beziehungsstrukturen in einer Bevölkerung Kooperation ermöglichen. „Seit damals sucht man nach der allgemeinen Formel, die jetzt gefunden wurde“, erklärt er.

Die Forscher untersuchten mit dieser Formel verschiedenste Beziehungsnetzwerke bei Menschen, Delfinen und Primaten. Am wenigsten Kooperation brachte dabei das soziale Internet-Netzwerk Facebook hervor, berichten sie.

„Am besten für die Kooperation sind stabile paarweise Beziehungen, also Partnerschaften und Freundschaften“, so Nowak. Sie bilden quasi das Rückgrat der Zusammenarbeit in einer Gesellschaft und könnten durch eine große Zahl an losen Bekanntschaften und Verbindungen niemals ersetzt werden.

science.ORF.at/APA

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