Neuer Zika-Impfstoff aus Wien

Das Zika-Virus steht im Verdacht, bei ungeborenen Babys Schädelfehlbildungen zu verursachen. Eine Wiener Biotech-Firma testet nun erstmals eine neue Art von Impfstoff an Menschen.

Vor einem Jahr war das Zika-Virus weltweit Thema. Nach dem Ende der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro ließ das mediale Interesse an dem Virus deutlich nach. Ein Impfstoff fehlt immer noch. Die Wiener Firma Themis will nun zum weltweit ersten Mal einen abgeschwächten, rekombinanten Lebendimpfstoff an Menschen testen.

48 Freiwillige sollen sich dafür in den nächsten Monaten am Wiener AKH gegen das Zika-Virus impfen lassen. Der neue Impfstoff basiert auf einer Technik, die bereits bei einer gängigen Masern-Impfung zum Einsatz kommt. Dabei werden unschädlich gemachte Viren genetisch so verändert, dass sie Merkmale von Zika-Viren in sich tragen. Werden die Viren dann geimpft, reagiert das Immunsystem, indem es Antikörper produziert.

Besser geschützt

Weltweit arbeiten auch andere Firmen an einem Mittel zum Schutz vor Zika. Einige haben ihre Impfstoffe bereits an Menschen getestet. Der neue Impfstoff aus Wien soll ihnen gegenüber einen großen Vorteil haben: „Wir erwarten uns eine stärkere Immunantwort als bei anderen Impfstoffen“, sagt Erich Tauber, Geschäftsführer von Themis. Dadurch soll ein langanhaltender Schutz gegen das Virus gegeben sein.

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Um den Impfstoff zu testen sollen die Freiwilligen in vier Gruppen eingeteilt werden. Eine Gruppe erhält den Wirkstoff in hochdosierter Form. Zwei weitere Gruppen bekommen Injektionen entweder mit einer hohen oder einer niedrigen Dosierung. Eine Vergleichsgruppe wird mit einem Placebo behandelt. So soll herausgefunden werden, welche Dosierung am besten wirkt.

Tierversuche erfolgreich

Vorab wurde die Sicherheit der Studie bereits behördlich überprüft. „Dazu muss man beweisen, dass der Impfstoff frei von Verunreinigungen ist. In einer Reihe von Tierstudien mussten wir beweisen, dass keine Nebenwirkungen oder Impfreaktionen auftreten“, so Tauber. Die Versuche an Tieren seien vielversprechend verlaufen. Nun soll die Sicherheit des Impfstoffs auch für Menschen gezeigt und die Antwort des Immunsystems analysiert werden.

„Vier Wochen nach der letzten Impfung wird den Probanden Blut abgenommen, und wir werden versuchen darin Antikörper zu finden. Wenn die Anzahl der Antikörper eine gewisse Höhe erreicht, geht man davon aus, dass der Impfstoff wirksam ist“, sagt Tauber. Erste Ergebnisse werden bereits im Sommer erwartet. Bis der neue Impfstoff marktreif ist, werde es im besten Fall dennoch mindestens fünf Jahre dauern.

Schnellere Zulassungsverfahren

Für eine Zulassung müsse nämlich nicht nur die Sicherheit eines Impfstoffes bewiesen werden, sondern in weiteren Studien auch seine Wirksamkeit. Bis zur Zulassung eines Impfstoffes dauere es normalerweise 15 Jahre. „Es hat niemand etwas davon, wenn man jetzt in Brasilien noch weitere 15 Jahre lang Babys mit Fehlbildungen bekommt, hier muss schneller gehandelt werden“, sagt Tauber.

Er könne sich eine bedingte Zulassung vorstellen, bei der bewiesen sein müsste, dass ein Impfstoff keinen Schaden anrichte. Die Wirksamkeit könnte dann im Verlauf der nächsten Jahre überprüft werde, indem man beobachtet, ob die Krankheit tatsächlich zurückgeht. Die Entscheidung über neue Zulassungsverfahren hänge aber von der Weltgesundheitsbehörde und der Staatengemeinschaft ab.

Lena Hallwirth, Ö1-Wissenschaft

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