Gerät gewinnt Wasser aus Luft
Luft plus Sonne ergibt Trinkwasser. Das ist die Bilanzgleichung des Geräts, das Wissenschaftler um Evelyn Wang nun im Fachblatt „Science“ vorstellen. Herzstück der Maschine ist eine metallorganische Verbindung, kurz „MOF“ genannt, die so ähnlich wie ein Schwamm funktioniert:
Die Studie
„Water harvesting from air with metal-organic frameworks powered by natural sunlight“, „Science“ (14.4.2017)
Sie nimmt Wasser aus der Luft auf und lagert es an ihrer Oberfläche an. Arbeitsschritt zwei erledigt die Sonne. Ihre Wärme sorgt dafür, dass das Wasser den metallorganischen Schwamm als Dampf verlässt und sich schließlich an einer Kondensatoroberfläche sammelt, von wo es in einen Behälter rinnen kann.
„Funktioniert in der Wüste“
„Unser Gerät funktioniert bis zu einer Luftfeuchte von nur 20 Prozent. Es eignet sich also auch für aride Regionen, wie zum Beispiel Wüsten“, sagt Wang gegenüber science.ORF.at. Wie die Forscher in ihrer Studie schreiben, konnten sie mit einem Kilogramm MOF innerhalb von zwölf Stunden 2,8 Liter Wasser gewinnen. Der Praxistest fand unter anderem auf dem Dach des MIT statt. Die Forscher hoffen, dass die Industrie den Prototyp weiterentwickelt.
MIT photo from laboratory of Evelyn Wang
Interesse besteht bereits: Der Konzern BASF ist bereits mit an Bord, in ein paar Jahren könnten bereits die ersten Geräte auf den Markt kommen. "Die Bestandteile sind relativ billig, der Preis wird nicht mehr als ein paar hundert Dollar ausmachen.
780 Millionen ohne sauberes Wasser
Potenzielle Abnehmer für den mobilen Luftentfeuchter gäbe es mehr als genug, vor allem in Entwicklungsländern. Laut einem Bericht des World Wildlife Fund haben derzeit 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Neben der Trockenheit gefährdet die Verschmutzung von Seen, Flüssen und Grundwasser in vielen Ländern die Existenz der Menschen. Jährlich sterben 1,5 Millionen, weil sie nichts anderes zu trinken haben.
betragen", so Wang.
Ö1-Sendungshinweis
Diesem Thema widmete sich auch ein Beitrag am 14.4. im Mittagsjournal
Und das, obwohl die Vollversammlung der UNO den Zugang zu sauberem Trinkwasser im Juli 2010 als Menschenrecht anerkannt hat. Zwischen politischem Bekenntnis und gesellschaftlicher Realität klafft nach wie vor eine breite Lücke: Die Forscher des MIT und der University of California in Berkeley könnten mit ihrer Erfindung dazu beitragen, dass sie sich endlich schließt.
Laut Miterfinder Omar Yaghi ist die technische Entwicklung noch keineswegs ausgereizt. Die derzeit verwendete MOF-Variante kann 20 Prozent ihres Gewichts an Wasser aufnehmen. Wang hält mittelfristig auch 40 Prozent für möglich. Der Machbarkeitsbeweis sei erbracht, „jetzt geht es nur mehr um technische Entwicklung“.
Robert Czepel, science.ORF.at