Mediziner und Psychologen „vererben“ ihr Fach
Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler Daten einer gesamten Kohorte von Medizin- und Psychologiestudenten im ersten Studienjahr. Ärzte kommen laut Analyse sowohl in den Familien von Medizin- als auch auch in jenen von Psychologiestudenten gehäuft vor. Studierende beider Studienrichtungen haben auch öfter Verwandte im Bereich Psychologie und Psychotherapie.
„Diese drei Fachbereiche weisen nicht nur inhaltliche Überschneidungsbereiche auf, sondern offenbar auch eine familiäre Nähe“, so die Studienleiter Ulrich Tran und Martin Voracek (Uni Wien) in einer Aussendung.
Häufung bei Söhnen und Töchtern
Das entspricht dem Bild früherer Untersuchungen: So zeigen etwa internationale Studien seit langem, dass Medizinstudenten öfter Ärzte in der Verwandtschaft haben - meist ist ein Elternteil, vor allem der Vater, Arzt.
Studie
„Unto the third generation: evidence for strong familial aggregation of physicians, psychologists, and psychotherapists among first-year medical and psychology students in a nationwide Austrian cohort census“, BMC Medical Education (3.5.2017).
Auch in der neuen Studie waren vor allem männliche Ärzte zu finden. Anders dagegen bei den Studenten: Die Verwandtschaftsverhältnisse weiblicher und männlicher Studenten unterschieden sich im Gegensatz zu früher nicht mehr, als vor allem männliche Studenten in die Fußstapfen der vorherigen Ärztegeneration traten. Im Verlauf der Jahre hat die familiäre Nähe bei den Medizinstudenten etwas abgenommen, im Bereich der Psychologie dagegen zugenommen.
Mit Rückenwind zur Aufnahmeprüfung
Offenbar hilft die Verwandtschaft in der Medizin und Psychotherapie auch beim Studium, für das (sowohl in der Psychologie als auch in der Medizin) Aufnahmeprüfungen nötig sind: „In unseren Daten waren Studierende mit Verwandten in der Medizin und Psychotherapie im Schnitt etwas jünger als Studierende ohne. Sie haben sich also früher für den Beginn ihres Studiums entschieden, vermutlich weil sie über mehr studienrelevante Informationen verfügten“, berichten die Forscher.
Das könnte etwa für die Gestaltung von Studieneingangsphasen genutzt werden: Studenten mit entsprechendem familiären Hintergrund könnten beispielsweise für andere Studienanfänger als Mentoren fungieren. Auch in der Studienberatung könnten sie helfen - etwa, wenn jüngere Studenten „in ein Fach drängen, das sie selbst nicht interessiert. Das kann vor einer unpassenden Studienwahl bewahren.“
science.ORF.at/APA