Wölfe und Hunde haben Gerechtigkeitssinn
Jennifer Essler vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien testete mit Kolleginnen bei Wölfen und Hunden, die unter gleichen Bedingungen (jeweils als Rudel in Gehegen des Wolfsforschungszentrums Ernstbrunn, NÖ) aufgewachsen sind, ob sie einen Gerechtigkeitssinn besitzen. Die Tiere lernten zunächst auf ein Zeichen hin einen Knopf zu drücken und bekamen dafür stets ein Leckerli als Belohnung.
Zusammenarbeit beendet
Von zwei Tieren, die einander in benachbarten Gehegen zusehen konnten, erhielt im eigentlichen Versuch nur eines eine Belohnung für das Drücken des Knopfs. D.h., das andere musste sich mit einem Stück Trockenfutter zufrieden geben, während sein Versuchspartner nebenan rohes Fleisch als Belohnung bekam. Sowohl ungerecht behandelte Hunde als auch Wölfe beendeten hierauf die Zusammenarbeit mit den Trainern und weigerten sich weiterzumachen.
Die Studie
„Domestication does not explain the presence of inequity aversion in dogs“, Current Biology, 8.6.2017
Nach dem Versuch hielten die unfair behandelten Wölfe Abstand zu den Versuchsleitern, die Hunde hingegen nicht. Der beste Freund des Menschen nahm ihnen die Diskriminierung wohl nicht ganz so übel wie sein wilder Vetter.
Bei Hunden gab es schon in früheren Arbeiten Berichte von „Anzeichen von Abneigung gegen ungleiche Behandlung“, so die Forscherinnen in einer Aussendung. Man erklärte sich dies mit der Anpassung an die Menschen, als sie sich langsam aber sicher zu Haustieren entwickelten. Die aktuellen Ergebnisse legen aber nahe, dass diese Eigenschaft schon vor der Abspaltung der Hunde von den Wölfen entstand.
science.ORF.at/APA