Auch bei Männern tickt biologische Uhr

Charlie Chaplin ist mit 73 Jahren Vater geworden, Robert de Niro mit 68. Statistisch betrachtet sind sie aber Ausreißer. Denn laut einer neuen Studie sinkt die Fruchtbarkeit von Männern im Alter deutlich - nicht nur jene von Frauen.

Das Alter von Frauen bleibe für einen Fortpflanzungserfolg zwar entscheidend, betont ein Forscherteam um Laura Dodge von der Harvard Medical School in Boston. Aber auch bei Männern tickt die „biologische Uhr“.

Jüngerer Partner erhöht IVF-Chancen

Die Fortpflanzungsmediziner haben den Erfolg von rund 19.000 In-vitro-Fertilisation-Zyklen (IVF) von über 7.700 Paaren aus den Jahren 2000 bis 2014 genau untersucht. Männer wie Frauen wurden in verschiedene Altersgruppen unterteilt, und danach wurde der Erfolg der IVF-Behandlungen gemessen.

Wie erwartet brachte die älteste Frauengruppe (40 bis 42 Jahre) die wenigsten Babys zur Welt. Bei ihr spielte das Alter des Partners keine Rolle. Bei jüngeren Frauen war das aber sehr wohl der Fall. Die Geburtsrate der Frauen unter 30 mit einem Partner zwischen 30 und 35 betrug 73 Prozent. Waren ihre Männer hingegen zwischen 40 und 42 Jahren alt, sank sie auf 46 Prozent.

Auch in der Frauengruppe zwischen 35 und 40 Jahren erhöhte ein jüngerer Mann die Chance auf eine Geburt deutlich. „Ist ihr Partner unter 30, erhöht das ihre Chancen im Vergleich zu einem 30- bis 35-jährigen Partner um 30 Prozent“, erklärt Dodge in einer Aussendung. Sie wird ihre Ergebnisse am Dienstag bei der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Humanreproduktion und Embryologie (ESHRE) in Genf präsentieren.

Qualität von Samen und Eizellen verschlechtert sich

Die Ergebnisse sind nicht ganz überraschend. Es ist bekannt, dass ältere Männer auch bei der natürlichen Befruchtung weniger Erfolg haben als jüngere: Es dauert länger, bis ihre Partnerinnen schwanger werden, und auch die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt steigt. Als wahrscheinliche Ursache gilt eine verminderte Samenqualität im Alter. Genetische und epigenetische Veränderungen der Spermien beeinflussen die Fruchtbarkeit und die Embryonalentwicklung.

Aber: Sowohl die aktuelle Studie wie auch frühere Arbeiten zeigen, dass das Alter der Frau für den Reproduktionserfolg wichtiger ist als das des Mannes. Frauen kommen mit einer bestimmten Anzahl an Eizellen auf die Welt, die im Lauf des Lebens genetisch altern. Mit der Menopause endet ihre Fruchtbarkeit.

Tipp: „Gesunder Lebensstil“

Dodge hat nach Eigenaussage nun die erste Untersuchung gemacht, die den Alterseinfluss der beiden Geschlechter direkt miteinander vergleicht. Und dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Die Geburt eines Kindes ist bei Frauen über 40 um 46 Prozent weniger wahrscheinlich als bei Frauen unter 30. Bei Männern sinkt die Wahrscheinlichkeit im gleichen Vergleich hingegen „nur“ um 20 Prozent.

Ob ältere Männer mit jüngeren Partnerinnen etwas tun können, um den Alterseffekt ausgleichen zu können? „Da wir die genauen Mechanismen noch nicht kennen, ist der beste Rat, den man geben kann, einen gesunden Lebensstil beizubehalten“, sagt Dodge.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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