Vorsicht vor eingeschleppten Krankheiten

Der schöne Urlaub am Mittelmeer kann für Familienhunde gefährlich werden. Wenn sie von Gelsen gestochen werden, können sie etwa Herzwürmer oder „Hundemalaria“ bekommen. Eine Expertin rät, wie man dem vorbeugen kann.

Wenn der Hund nur mehr lustlos herumliegt, plötzlich keine Energie zeigt, kann der Grund Parasitenbefall sein, vielleicht gar ein Knäuel Würmer, das im Herzen des Hundes steckt. Im schlimmsten Fall kann es den Blutabfluss vom Herzen blockieren. Üblicherweise waren solche Herzwürmer Mitbringsel vom Mittelmeerurlaub.

Aber 2013 konnten sie in Deutschland erstmals in dortigen Stechmücken nachgewiesen werden, im folgenden Jahr wurde auch in Österreich eine verwandte Wurmart in burgenländischen Gelsen gefunden. Diese Fadenwürmer der Art Dirofilaria setzen sich entweder unter der Haut fest oder wandern weiter zum Herzen, je nach Typ, erklärt die Parasitologin Renate Edelhofer von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. In Österreich gibt es bisher nur die Hautform: Die Beulen, die dann auf der Haut entstehen, werden oft erst für Tumore gehalten, bevor sich herausstellt, dass es Wurmbefall ist.

Der Hund mit offener Schnauze

Lukas Wieselberg, ORF

Parasiten werden heimisch

Obwohl bereits einige heimische Gelsen die Wurmlarven in sich tragen, ist das Risiko einer Übertragung in Österreich weiter gering, meint Edelhofer. Seit Anfang der 80er Jahre wurden nur rund 40 Fälle des Hautwurmes behandelt, doch gerade in den letzten Jahren stieg ihre Zahl – vermutlich gibt es außerdem viele unerkannte Fälle.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 28.7., 12:00 Uhr.

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Die Krankheit wird oft nur zufällig diagnostiziert, bei Screenings war die Zahl der betroffenen Hunde etwas höher – und nicht immer prägen sich Symptome aus. Auch ein Fall beim Menschen ist in Österreich bekannt, bei dem man von einer heimischen Übertragung nach einem Gelsenstich ausgeht.

Dass sich der Parasit offenbar hier ansiedeln kann, liegt einerseits daran, dass die passende Überträgerart von Gelsen auch in Österreich heimisch ist. Andererseits ist aber die Zahl der Hunde entscheidend, die die Würmer in sich tragen und ein Reservoir für die Gelsen bilden.

Hundeliebe verbreitet Parasiten

Ein Grund dafür, dass es jetzt mehr betroffene Hunde gibt, sei unter anderem die Hundeliebe der österreichischen Urlauber, erklärt Edelhofer: „Weil die Leute vermehrt Hunde aus Kroatien, Italien oder Spanien nach Österreich mitnehmen - weil sie ja so lieb schauen.“ Diese Hunde tragen die Erreger oft in sich, in manchen Gegenden Italiens zum Beispiel sei mehr als jeder zweite Hund betroffen, sagt Edelhofer – selbst in Norditalien seien die Parasiten verbreitet.

Auch der eigene Hund aus Österreich kann aber unliebsame Mitbringsel aus Südeuropa einschleppen, wenn man ihn in die Ferien mitnimmt. Meist dauert es Monate, bis sich Symptome zeigen – manchmal merkt man gar nichts oder höchstens ein bisschen Energielosigkeit. Der Hund kann die Würmer trotzdem verbreiten.

Edelhofer wünscht sich, dass Hundebesitzerinnen und -besitzer darauf verzichten würden, ihre Vierbeiner auf Auslandsreisen mitzunehmen - das erspare Hunden oft Leid und verringere die Gefahr, dass Parasiten eingeschleppt werden. Im Moment sei es nur eine Frage der Zeit, bis Dirofilarien in Österreich heimisch werden, meint Edelhofer.

Der Hund mit offener Schnauze

Lukas Wieselberg, ORF

Unterschiedlichste Hundeparasiten

Haut- und Herzwürmer wären nicht die ersten Parasiten, die es nach Österreich schaffen. Bereits heimisch geworden ist zum Beispiel die umgangssprachlich als Hundemalaria bezeichnete Babesiose, die von Zecken übertragen wird. Babesien sind Einzeller, die die roten Blutkörperchen befallen. Die Krankheit zeigt sich schneller, meist binnen einiger Tage, zunächst durch allgemeine Anzeichen wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Gewichtsverlust, später durch Blut im Harn. Die Babesiose kann tödlich sein, vor allem in der Variante, die in Österreich auftritt.

Ebenso gefährlich und besonders unangenehm sei die nach wie vor in Österreich nicht auftretende Leishmaniose, sagt Edelhofer. Wenn ein Hund beim Urlaub im Süden mit Leishmanien, ebenfalls Einzeller, infiziert wird, kann es Jahre dauern, bis sich Krankheitszeichen zeigen, darunter Haarausfall rund um Augen, Schnauze und Ohren, Ausschläge und Entzündungen.

Auch die Leishmaniose kann tödlich sein. Sie lässt sich meist nicht heilen, die Behandlung kann die Parasiten oft nur unterdrücken. Auch weil man diese immer fortführen muss, könne das kostspielig sein, gibt Edelhofer zu bedenken.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Und was wenn man auf keinen Fall auf den Liebling im Urlaub verzichten kann oder will? Dann sollte man möglichst gegen Zecken und Gelsen vorbauen – zum Beispiel mit speziellen Halsbändern oder Mitteln, die sich auf das Fell auftragen lassen und Gelsen und Zecken vertreiben.

Und bei Dirofilarien könnte man eine „nachträgliche Prophylaxe“ in Betracht ziehen. Einen Monat nach Urlaubsantritt können Tierärztin oder Tierarzt Medikamente verschreiben, die die Würmer abtöten, bevor sie sich festsetzen können.

Theoretisch ist bei vielen der Parasiten übrigens auch eine Übertragung auf den Menschen möglich. Das sei aber nicht besonders häufig, meint die Parasitologin Renate Edelhofer.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

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