Europäische Firmen haben es in China schwer

China will in den nächsten Jahren zur Industriesupermacht werden und investiert dafür Milliarden in staatseigene Firmen. Das führt zu erheblichen Nachteilen für europäische Unternehmen: Es wird immer schwerer, in China Geschäfte zu machen.

Die Frustration bei europäischen Firmen in China wächst, das zeigt das Ergebnis einer Studie der EU-Handelskammer mit 500 Unternehmen. Problematisch sei unter anderem, dass die scharfen Umweltbestimmungen Chinas offensichtlich nur für europäische Unternehmen, nicht aber für die chinesischen gelten, sagt Jörg Wuttke, der bis vor Kurzem noch die EU-Handelskammer in Peking leitete und dort weiterhin die Geschäfte des deutschen Chemiekonzerns BASF führt.

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal, am 25.8.

Die Studie

China Manufacturing 2025: Putting Industrial Policy Ahead of Market Forces

„China hat die besten Umweltgesetze der Welt. Währenddessen die Europäer versuchen, genau diese Gesetze umzusetzen und dort Wasseraufbereitungsanlagen zu bauen, die den chinesischen Normen entsprechen, sehen wir, dass beim chinesischen Nachbarn die Soße in den Fluss fließt. Bei uns kommen drei bis vier Mal im Jahr die staatlichen Aufpasser und messen links und rechts alles, während beim chinesischen Unternehmen überhaupt nichts passiert.“

61 Prozent der befragten Unternehmen machten ähnliche Erfahrungen. Diese Ungleichbehandlung sorgt bei den europäischen Unternehmen für höhere Kosten - ein Mechanismus, mit dem man laut Wuttke die angeblich dominierende Konkurrenz aus dem Ausland im Zaum halten will. „Von Dominanz kann man wirklich nicht reden. Es gibt ja gar keinen Sektor, wo die ausländische Industrie dominant ist.“

35 Milliarden Euro aus China nach Europa

Um chinesische Firmen im Bereich Robotik, Umwelttechnologie sowie Elektromobilität innovativer zu machen und hier an die Weltspitze zu bringen, wird aber zugleich viel in Europa investiert – zum Teil mit hohen Förderungen durch den Chinesischen Staat. Im Jahr 2016 waren es mit 35 Milliarden Euro um 77 Prozent mehr als im Jahr davor, wie aus der Studie der EU-Handelskammer hervorgeht. Auch in österreichische Firmen wird investiert. „Österreich ist eine der meist entwickelten Volkswirtschaften mit Hightech, gerade auch im mittelständischen Bereich.“

Technologiegespräche Alpbach

Von 24. bis 26. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion.

Investitionen durch staatliche chinesische Firmen bringen hier zwar Geld in die Kassen, sind jedoch auch problematisch, erklärt Wuttke. Er warnt davor, dass dadurch das Knowhow im Bereich Elektromobilität oder Robotik leicht nach China transferiert werden kann.

Etwas, das sich in den vergangenen Jahren im Bereich der Wind- und Solartechnologie gezeigt hat. Nun sitzen die großen Hersteller für Solarpanels und Windräder in China, sagt Wuttke. „Diese Entwicklung fand innerhalb von 15 Jahren statt. Das hat mitunter auch seine Vorteile für uns, weil wir nun günstig Solarpanels bekommen. Es hat jedoch die Forschung und Entwicklung teilweise zum Erliegen gebracht. Wir sind hier praktisch nur noch Konsumenten.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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