Sonar stört Schnabelwale beim Fressen

Sonare von Schiffen oder Hubschraubern verändern das Tauchverhalten von Cuvier-Schnabelwalen und stören bei der Futtersuche, berichten Forscher. Sie hatten 16 Tiere ausgestattet und beobachtet, wie die Wale auf Sonargeräusche militärischer Übungen reagieren.

Wenn die Tiere den Schallimpulsen ausgesetzt waren, verlängerten sich alle Phasen der Tauchzyklen. Die Cuvier-Schnabelwale (Ziphius cavirostris) blieben länger in der Tieftauchphase, durchschnittlich 90 statt 60 Minuten. Die Wissenschaftler um Erin Falcone von der Foundation for Marine Ecology and Telemetry Research vermuten, dass die Tiere am Ozeangrund Schallwellen meiden. Vermutlich durch die verlängerten Tauchzeiten mussten die Tiere auch etwas länger auftauchen.

Die Studie

„Diving behaviour of Cuvier’s beaked whales exposed to two types of military sonar“ (sobald online), Royal Society Open Science, 30.8.2017

Die Intervalle zwischen den tiefen Tauchgängen, bei denen die Wale Futter suchen, wurden größer. Dies könnte die Tiere langfristig schwächen, so die Forscher. Die Daten könnten aber nicht erklären, warum in der Nähe von Orten, an denen Sonar eingesetzt wird, immer wieder Exemplare stranden. Das Verhalten der Wale zeuge aber von einer Anpassung an die Technik. Cuvier-Schnabelwale kommen in allen Ozeanen vor.

Aus hundert Kilometer Entfernung

Während die Forscher das Verhalten der Wale beobachteten, nahmen sie mit Unterwassermikrofonen die Töne von zwei Sonartypen auf, die dort bei regelmäßigen Militärübungen verwendet werden: Lautere Sonare von Kriegsschiffen und leisere, die von Hubschraubern ins Meer eingetaucht werden. Zusätzlich bekam das Forscherteam die Aufzeichnungen über die Sonareinsätze vom Militär. Auch finanziell wurde die Studie von der US-Kriegsmarine unterstützt.

Die Tiere reagierten der Studie zufolge bis zu einer Entfernung von hundert Kilometern zum Sonargerät. Die Reaktionen nahmen aber mit höherer Distanz ab. Im Durchschnitt reagierten die Wale auf das leisere Sonar der Hubschrauber heftiger und kamen ihnen auch näher. Die Forscher vermuten, dass die Wale den Schiffen ausweichen, von den Hubschraubern hingegen überrascht werden.

Tiefseetaucher

Wale könnten im Allgemeinen wesentlich höhere Frequenzen hören als Menschen. Zwar sei es im Meer nie ganz still, aber laute Geräusche, wie Sonare, Explosionen oder seismische Untersuchungen könnten die Tiere stören oder verletzen. Die Tiere tauchen zum Beispiel entweder ab oder auf, weil der Schall am Meeresboden und an der Wasseroberfläche gedämpft ist.

Cuvier-Wale sind die Säugetiere, die am längsten und tiefsten tauchen können. Sie können weit mehr als 100 Minuten unter Wasser bleiben und in Einzelfällen knapp 3.000 Meter tief tauchen.

Forscher rätseln, warum es immer wieder zu Massenstrandungen der Tiere kommt. Die gestrandeten Wale zeigten Symptome der Dekompressionskrankheit. Dabei sammeln sich Gasblasen im Körper, die das Gewebe zerstören. Die beim Menschen auch Taucherkrankheit genannte Reaktion entsteht durch sehr tiefes Tauchen oder durch zu schnelles Auftauchen.

science.ORF.at/APA

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