Bakterien helfen einander gegen Antibiotika
Solche Ökosysteme zu stören könnte als neue Therapiestrategie verwendet werden, erklären sie in einer neuen Studie. Das Team um Tobias Bollenbach von der Universität Köln (früher Institute of Science and Technology (IST) Austria) isolierte bei 23 Patienten mit polymikrobiellen Harntraktinfektionen 72 Krankheitserreger und untersuchte deren Wechselwirkungen.
Studie
„Interaction networks, ecological stability, and collective antibiotic tolerance in polymicrobial infections“, „PNAS“, 18.9.2017
In einzelnen Patienten waren es bis zu fünf unterschiedliche Bakterienarten, die einander mehr positiv als negativ beeinflussten. Manchmal wuchsen sie dadurch doppelt so schnell.
Bakterien gegen Bakterien einsetzen
Die Mikroben helfen einander auch gegen Antibiotika, die oft bei solchen Infekten eingesetzt werden, berichten die Forscher. Im einfachsten Fall geschieht das, wenn eine Bakterienart diese Wirkstoffe abbaut und dadurch die anderen davor schützt. Die Antibiotikaresistenz in solchen Bakteriengemeinschaften sei teils dreimal so hoch wie bei den einzelnen Arten.
Ökosysteme zu stören könnte hier etwas Positives bewirken. Denn dadurch würde man die Bakterien schwächen, und das Immunsystem hätte leichteres Spiel mit ihnen. Die Bakteriengemeinschaften können zum Beispiel destabilisiert werden, indem man fremde Arten einbringt, so die Wissenschaftler. Außerdem wäre es eventuell möglich, gefährliche Mikroben gegen harmlose auszutauschen, die dieselbe biologische Nische besetzen.
science.ORF.at/APA