Insektenmittel in Honigproben gefunden

Forscher haben in Honigproben weltweit Rückstände von Neonicotinoiden gefunden. Die Spuren der Insektengifte überschreiten die EU-Grenzwerte zwar nicht und sind deshalb für den Menschen nicht gefährlich, wohl aber für Bienen.

Dreiviertel der untersuchten Honigproben beinhalten Rückstände von mindestens einem Neonicotinoid. Also von jener Gruppe von Pflanzenschutzmittel, die auf die Nervenzellen von Insekten wirken. Es besteht der Verdacht, dass Bienen durch das Nervengift anfälliger für Krankheiten werden, früher sterben, ihre Orientierung verlieren und sich nicht mehr entsprechend fortpflanzen können, fasst der Schweizer Alexandre Aebi von der Universität Neuenburg die Forschungsergebnisse der letzten Jahre zusammen. Er und seine Kollegen haben 198 Honigproben aus etwa 80 Ländern nach den fünf meistgenutzten Neonicotinoiden untersucht - heimischer Honig war nicht dabei. Dafür aber Länder wie Marokko, Indonesien, USA oder Deutschland.

Die Studie

„Honey Samples Worldwide Test Positive for Neonicotinoids“ ist im Fachjournal science erschienen.

Wie die Ergebnisse zeigten, enthielten einige Honigproben Spuren von allen fünf Pestiziden, so der Ökologe - sprich von Acetamiprid, Clothianidin, Imidacloprid, Thiacloprid und Thiamethoxam. Zwar wurden die EU Grenzwerte, wonach Neinicotinoide in Lebensmittel schädlich für den Menschen sind, nie erreicht. In zwei Fällen in Deutschland und Polen war man allerdings nahe. „Beide Proben enthielten Rückstände von allen fünf Pestiziden. Jede Menge für sich ist zwar unbedenklich. Rechnet man sie allerdings zusammen, kommt man dem EU-Grenzwert nahe“, so Aebi.

„Volles Verbot für Neonicotinoide“

Die Forscher warnen davor, dass so ein Pestizidcocktail die negativen Folgen für Bienen verstärken könnten. Sein Lösungsvorschlag: „Es braucht natürlich ein volles Neonicotinoidverbot.“ Ein solches wird soeben in der Europäischen Kommission diskutiert. Derzeit wartet man noch auf die Einschätzung der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, sie soll noch in diesem Jahr kommen.

Seit 2013 gibt es auf EU-Ebene bereits ein Teilverbot, wonach drei Neonicotinoide (Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam) nicht für Sonnenblumen, Mais und Raps eingesetzt werden dürfen. Das hat laut der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES einen positiven Effekt. So gingen seither die Vergiftungen bei Bienen deutlich zurück, heißt es. Auch in heimischem Honig konnten in den letzten Jahren nur in drei von 539 Proben Spuren eines der drei verbotenen Neonicotinoide nachgewiesen werden - nämlich Thiacloprid. Nach anderen wurden die Honigproben nicht untersucht.

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Pro und Contra und andere Faktoren

Zu einem möglichen Gesamtverbot möchte man sich seitens der AGES zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Gegner weisen immer wieder drauf hin, dass infolge eines umfangreicheren Verbots andere bzw. mehr Insektizide zum Einsatz kommen könnten. Dem halten Befürworter entgegen, dass es auch natürliche Schädlingsbekämpfung gibt - wie etwa Fruchtwechsel oder eine alternative Sortenwahl.

Pestizide seien laut AGES aber nicht das einzige Problem für Bienen. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Zukunft Biene“ sucht man nun nach weiteren Faktoren, die die Bienengesundheit beeinträchtigen. Neben den Varroamilben, Viren, einer problematischen Landnutzung sowie der Fähigkeit des Imkers, überwinterungsfähige Völker aufzubauen, steht dabei auch das Klima in Verdacht, der Biene zuzusetzen.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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