Lernstrategien werden nicht verwendet

Viele Studenten kennen zwar Lernstrategien, wenden sie in der Praxis aber nicht an, wie eine Studie zeigt. Als Gründe gaben sie unter anderem Zeitmangel und die Nutzlosigkeit in der konkreten Situation an bzw. dass sie die Anwendung zu mühsam empfanden.

Studenten werden an der Universität mit einem ganz anderen Lernumfeld konfrontiert als in der Schule. Sie sollten autonom arbeiten und sich selbst organisieren. Dazu sind Kompetenzen nötig, für die sich der Begriff selbstreguliertes Lernen (SRL) eingebürgert hat. Grob gesprochen geht es etwa darum, sich Lernziele zu setzen, den Lernprozess zu planen und zu strukturieren, sich die entsprechenden Ressourcen zu suchen, seinen Fortschritt zu überwachen, sich zu motivieren und die entsprechenden Ergebnisse zu bewerten.

„Selbstreguliertes Lernen beinhaltet viele verschiedene Lernstrategien wie etwa das Planen der Herangehensweise, das Strukturieren des Lerninhalts, Belohnungen nach der Erreichung eines Ziels oder das Stellen realistischer Ansprüchen zur Vermeidung von Frustration“, so Erstautorin Nora Foerst von der Universität Wien in einer Aussendung. In früheren Studien wurde bereits herausgefunden, dass SRL-Strategien Studenten durchaus ein Begriff sind - inwieweit sie diese auch nutzen bzw. ob sie diese auch effektiv einsetzen, war dagegen eher unklar.

Nur in der Theorie

Zu diesem Zweck starteten die Psychologen eine Erhebung mit 408 Bachelor- und Master-Studenten aus den Bereichen Psychologie und Wirtschaftswissenschaften. Dabei fragten sie, ob die Studenten nützliche Lernstrategien für spezifische Lernsituationen kannten. Außerdem werteten sie aus, ob die Studenten diese auch tatsächlich in der Praxis einsetzen bzw. warum nicht.

Wie erwartet konnten die meisten Studenten vorgegebene Lernstrategien korrekt als nützlich bzw. hinderlich identifizieren - allerdings wenden viele ihr Wissen nicht praktisch an: In manchen Fällen gab ein Drittel der Befragten, die eine SRL-Strategie korrekt als nützlich eingeschätzt hatten, an, dass sie diese selbst nicht für ihr eigenes Lernen nutzten.

Training notwendig

Dabei spielte es keine Rolle, welches Fach die Studenten belegten: Die Diskrepanz zwischen theoretischem Wissen und praktischem Einsatz war gleich hoch. Einziger Unterschied: Psychologie-Studenten waren etwas besser beim Identifizieren der Lernstrategien, was mit ihrem konkreten Studium zu tun haben dürfte.

Foerst will mit der Studie Unis dazu bringen, mehr SRL-Training für ihre Studenten anzubieten. „Es scheint so, dass Studenten aktives Training brauchen, wie und wann sie solche Lernstrategien in bestimmten Situationen anwenden. Außerdem brauchen sie Hilfe, um zu verstehen, dass diese Techniken ihnen Zeit sparen und ihre Ergebnisse verbessern können.“

science.ORF.at/APA

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