Artensterben kaum zu verhindern

Die Klimaerwärmung setzt der Artenvielfalt im Alpenraum stark zu: Laut neuen Berechnungen werden Pflanzen, Schmetterlinge und Heuschrecken bis Ende des Jahrhunderts stark dezimiert sein – und das ist kaum noch zu verhindern.

Jede fünfte der untersuchten Arten werde bis dahin aussterben, berichtet ein Team um den Biologen Johannes Wessely von der Universität Wien in einer neuen Studie.

Die Forscher haben mit einem Computermodell berechnet, wie die Zukunft von 51 Pflanzen-, Schmetterlings- und Heuschreckenarten im Alpenraum (Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Süddeutschland) aussieht, wenn die Klimaerwärmung weiter fortschreitet.

Natürliche Lebensräume gehen verloren

Viele Tier- und Pflanzenarten reagieren auf die höheren Temperaturen, indem sie in für sie günstigere, sprich kühlere Gebiete abwandern. Die intensiv vom Menschen genutzten Landschaften lassen das aber oft nicht zu. „Es gehen immer mehr natürliche Lebensräume durch Flächenversiegelung, Städtebau und intensivere Landwirtschaft verloren“, so Wessely.

Die Modelle der Forscher sagen große Artenverluste voraus – und diese seien kaum zu verhindern. Selbst wenn fünf Prozent der derzeit land- und forstwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen wieder in naturnahe Räume umgewandelt werden würden, „kann das Aussterben der am stärksten betroffenen Arten wie z. B. dem Böhmischen Enzian, der in Österreich nur im Wald- und Mühlviertel vorkommt, nicht verhindert werden", so der Leiter der Division für Naturschutzforschung der Universität Wien, Stefan Dullinger.

Der Clusius-Enzian (echter Alpenenzian) ist durch den Klimawandel bedroht

Dietmar Moser

Der Clusius-Enzian (echter Alpenenzian) ist durch den Klimawandel bedroht

Ursachen bekämpfen, nicht Symptome

Von drei untersuchten Gegenstrategien erwiesen sich die Aufwertung von Flächen innerhalb von bestehenden Naturschutzgebieten sowie die Einrichtung von Korridoren zwischen Schutzgebieten als die wirksamsten Maßnahmen. Die Umwandlung gleichmäßig in der Landschaft platzierter Flächen stellte sich hingegen als wenig erfolgreich heraus.

Keine der Maßnahmen war jedoch geeignet, die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitungen der Arten gänzlich zu kompensieren. Die Forscher plädieren deshalb für die Bekämpfung der Ursachen und nicht der Symptome: Rasche und ambitionierte Maßnahmen zur Verringerung des Klimawandels selbst seien nötig, um die Artenvielfalt in Mitteleuropa zu bewahren.

science.ORF.at/APA

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