Die Alternativen zu Glyphosat & Co

Die Debatte über Glyphosat geht weiter. Kürzlich hat das Bundesland Kärnten angekündigt, den Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels verbieten zu wollen. Alternativen zu Glyphosat & Co gibt es - sie erfordern allerdings ein grundsätzliches Umdenken.

Auch wenn die Felder derzeit braun und leer aussehen- vielerorts wartet unter der Oberfläche ein Wintergetreide aufs Keimen. Es auf einer Fläche anzusäen, auf der normalerweise Sommergetreide oder Mais angebaut wird, bekämpft auch das Unkraut, sagt Heinz Köstenbauer, Ackerbauberater der BioAustria in der Steiermark: „Die Beikräuter von Sommerroggen und Mais keimen erst, wenn der Boden warm wird. Dann hat das Wintergetreide aber schon eine Bestandshöhe von 30 bis 40 Zentimeter. Da dringt kein Licht mehr zum Boden durch, folglich können die Beikräuter nicht wachsen.“

Ein Bauer hält einige Körner Winterweizen in der Hand.

dpa/Julian Stratenschulte

Der Winterweizen wird ab Juli geerntet.

Unkraut vs. Beikraut:

In der biologischen Landwirtschaft spricht man von „Beikraut“ statt „Unkraut“. Das soll ausdrücken, dass Unkraut meist einen biologischen Sinn hat - für die Bodenqualität, als Heilpflanze oder als Nahrung für Insekten.

Den Boden „striegeln“

Dieser abwechselnde Anbau verschiedener Kulturpflanzen, die sogenannte Fruchtfolge, ist eine Möglichkeit, Unkraut ohne chemisch-synthetische Mittel zu bekämpfen. Eine andere sind mechanische Methoden. Heinz Köstenbauer nennt den Striegel, der einer klassischen Egge ähnelt, allerdings nur die oberste Schicht umarbeitet: „Das Saatgut, das ich gesät habe, liegt meist vier bis fünf Zentimeter tief, die Beikrautkeimlinge treiben aber schon in einer Tiefe von einem halben Zentimeter aus. Genau diese Differenz kann ich ausnützen: Ich erwische meine Kulturpflanze nicht, die Beikrautkeimlinge aber sehr wohl.“

Auch wenn die Pflanzen schon ausgetrieben haben, kann noch „gestriegelt“ werden - allerdings muss der Bauer genau wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Landwirtschaft, die auf chemisch-synthetische Mittel verzichtet, um ein „anderes System: Im Zentrum steht der Boden, der nie nackt liegen darf. Er muss entweder bepflanzt oder bewegt werden im Sinn von umgeackert, ansonsten können Beikräuter Kulturpflanzen auch verdrängen.“

Garten ohne Glyphosat

Ohne Glyphosat und ähnliche Mittel auszukommen, bedeutet auch im Garten mehr Arbeit, bestätigt Manuela Lanzinger von der Umweltberatung. Etwa wenn der Giersch aufkommt, der schnell wuchert und wegen seiner tiefen Wurzeln gefürchtet ist: „Gerade beim Giersch ist es notwendig, sehr tief auszustechen.“ Oft werde Glyphosat auch verwendet, um Unkraut aus Mauerfugen zu entfernen. „Da ist es gescheiter, entweder mit einem Fugenkratzer mechanisch zu arbeiten oder mit Heißwasser bzw. kann man, wenn es keine heikle Oberfläche ist, abflämmen.“

Der Giersch ist der Schrecken vieler Gärtner. Man kann ihn aber auch essen.

dpa/Philipp Schulze

Der Giersch ist der Schrecken vieler Gärtner. Man kann ihn aber auch essen.

Auch für den Gemüsegarten rät Manuela Lanzinger zur Fruchtfolge: „Wenn ich genügend Platz habe, dann ist es wichtig, immer wieder neue Sorten zu wählen.“ Außerdem könne man im Rahmen einer Mischkultur Pflanzen kombinieren, die sich gegenseitig vor Schädlingen schützen: „Ein Beispiel ist der Lavendel, der Rosen vor einem Blattlausbefall schützt. Und Knoblauch wirkt vorbeugend zwischen mehltau- und rostgefährdeten Pflanzen.“ Alle biologisch nachhaltigen Mittel für den Garten hat die Umweltberatung in einer Datenbank zusammengefasst.

Bekenntnis der Politik gefragt

2016 wurden 311,5 Tonnen Glyphosat in Österreich verkauft. Umweltschutzorganisationen schätzen, dass etwa vier Tonnen in heimischen Gärten landen - viel davon, um den Rasen unkrautfrei zu halten. Hier brauche es ein grundsätzliches Umdenken, so Manuela Lanzinger: „Man muss nicht einen englischen Rasen haben, man kann auch eine schöne Blumenwiese haben, und die Gänseblümchen oder der Löwenzahn sind wichtig für die Artenvielfalt.“

Beide Experten bestätigen: Die Alternativen zu Glyphosat und ähnlichen Mitteln werden mehr. Der höhere Aufwand einer Landwirtschaft ohne Herbizide und Pestizide kostet aber auch etwas, gut sichtbar am höheren Preis für Bio-Produkte. Und Heinz Köstenbauer von BioAustria betont: „Man kann hier nicht immer nur den Konsumenten vorschieben und sagen, er müsse Bio-Produkte verlangen. Es geht auch um ein klares Bekenntnis der Landwirtschaftspolitik zu diesem Weg.“

Elke Ziegler, Ö1 Wissenschaft

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