Gletscherschwund verändert Leben in Gebirgsbächen

Der Gletscherschwund durch den Klimawandel trifft viele Tiere in Bächen und Flüssen. Der Großteil davon sind Wirbellose. Die Eigenschaften und Merkmale der Bewohner verändert sich weltweit gleich, berichten Forscher.

Von Gletscherwasser gespeiste Bäche und Flüsse sind sehr harsche Lebensräume mit wenig Nährstoffen und sehr kalten Temperaturen, erklärte Leopold Füreder vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck im Gespräch mit der APA. Die wirbellosen Tiere (Invertebraten) darin müssen auf verschiedenste Art daran angepasst sein.

Forscher sammeln Proben in Gebirgsbach

Lee Brown, University of Leeds

Forscher sammeln Proben in Gebirgsbach

Die Forscher um Lee Brown von der University of Leeds untersuchten erstmals, wie sich ihre funktionellen Merkmale durch den Gletscherschwund verändern. Ihnen ging es in der Studie also nicht darum, welche Arten und Gattungen verschwinden oder davon profitieren, sondern welche Merkmale öfter oder seltener zu beobachten sind. Das sind zum Beispiel bestimmte Körpergrößen, Formen wie etwa ein flacher, rundlicher oder länglicher Körper, die Zahl der produzierten Eier, und ob die Tiere außerhalb des Wassers fliegen können. Viele dieser Invertebraten sind nämlich Insekten, die ihr Larvenstadium in den Bächen und Flüssen verbringen und als adulte (erwachsene) Tiere auf dem Land und in der Luft leben, so Füreder.

Eine sehr widerstandsfähige und an extreme Lebensräume angepasste Gruppe sei etwa jene der Zuckmücken, etwas weiter bachabwärts bei moderateren Bedingungen kämen die Eintagsfliegen dazu und später auch Köcherfliegenlarven. „Je weiter man vom Gletscher weggeht, desto artenreicher werden die Gemeinschaften, und auch die Vielfalt ihrer Eigenschaften nimmt zu“, so der Gewässerökologe.

Weltweit habe man bei Gletscherbächen und -flüssen von der Arktis über die Alpen, Pyrenäen, Rocky Mountains bis in die Berge Neuseelands dieselben Effekte auf die Zusammenstellung der funktionellen Merkmale bei den Wirbellosen beobachtet. Das mache die ganze Sache ganz gut vorhersagbar. Platt gesagt: Wenn in den Alpen auf einmal die Larvenformen mit flachem Körperbau verschwinden, wird das bald auch in Neuseeland und Amerika passieren.

science.ORF.at/APA

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